Keine Kirche ohne Frauen: Es bewegt sich etwas

Plakat "Keine Kirche ohne Frauen"
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Was können Frauen in der katholischen Kirche bewirken? Sollten sie predigen dürfen, auch in der Eucharistie? Was für Leitungspositionen können sie besetzen? Wie ist es mit der Weihe? Oder braucht es gleich ein ganz neues Verständnis vom Amt in der Kirche? Das waren Fragen, um die sich der Abend „Keine Kirche ohne Frauen“ drehte. Neben einer guten Diskussion lieferte die Online-Veranstaltung mit etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern konkrete Punkte, die im Bistum Osnabrück weiterverfolgt werden.

Wenn man einen Rat braucht, fragt man den Doktor oder die Doktorin. Was für den normalen Patienten gilt, gilt auch für das Bistum Osnabrück. So kam bei der Online-Veranstaltung zum Thema „Keine Kirche ohne Frauen“ auch Dr. Oetker zu Wort, vertreten von Doris Abeln. Das Mitglied der Geschäftsleitung des Lebensmittelkonzerns erzählte, dass sie im Unternehmen gezielt Teams bilden, die der Diversität verpflichtet sind: Jung und Alt, Männer und Frauen, Fachleute verschiedener Disziplinen suchen zusammen nach Lösungen, niemand hat ein Veto-Recht. Das erfordere viel Disziplin und könne länger dauern. Aber am Schluss stehe ein bestmögliches Ergebnis, machte die Frau aus der Wirtschaft klar.

Vielfalt nutzen, möglichst viele Talente einbringen: In der katholischen Kirche passiert dies in den Augen vieler Diskussionsteilnehmer*innen noch zu wenig. Frauen und Männer ohne Weihe dürfen beispielsweise in der Eucharistiefeier – also bei den meisten Sonntagsgottesdiensten – nicht predigen. Auch das Spenden von Sakramenten und bestimmte Leitungsaufgaben sind ihnen bislang nicht erlaubt.

„Das Ringen um die Frage, welche Ämter in der Kirche Frauen ausfüllen sollten, gibt es schon seit mindestens den 1970er Jahren“, sagte Margit Eckholt, Dogmatik-Professorin aus Osnabrück. „Es ist aber auch eine Frage der Kirche von heute.“ Ein Dauerbrenner also, der auch den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland beschäftigt. Dort widmet sich eines der vier Foren der Frage. „Wir können dort weiter ringen – und deshalb ist der Synodale Weg für mich ein Hoffnungsschimmer“, so Eckholt im Rahmen ihrer Präsentation. Es gehe in einer ersten Perspektive darum, die vorhandenen Möglichkeiten des Kirchenrechts weiter auszuschöpfen. Und in der zweiten den Zugang zu den Ämtern zu finden, die Frauen bisher nicht offen stehen.

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Das Frauenforum im Synodalen Weg zeige die weltkirchlichen Positionen wie ein Brennglas, so sagte Bischof Franz-Josef Bode. „Es gibt eben eine große Spannweite von Meinungen. Man kann sagen, das kann nur zur Selbstblockade führen – manchmal habe ich auch den Eindruck. Aber man kann auch versuchen, dies im Dialog zu lösen. Und wir müssen in den Dialog. Wir brauchen einen synodalen Prozess mit Rom. Nicht nur einen schriftlichen ‚Notenwechsel‘“. Corona habe dies allerdings bisher verhindert. Es sei ein mühsamer Weg: „Wir müssen zweigleisig fahren: grundsätzlich weitergehen und die kleinen Dinge, die wir tun können, auch tun“, so der Bischof.

Immerhin sei die Debatte in der letzten Zeit lebendiger geworden, so der Bischof. Dem stimmt auch Martina Kreidler-Kos zu, die das Seelsorgeamt des Bistums leitet: „Dinge müssen heute begründet werden, die früher nicht begründet werden mussten.“ Der Synodale Weg sei eine Chance, auch Dinge vor Ort im Bistum auszuprobieren. Gabriele Joachimmeyer vom kfd-Diözesanvorstand Osnabrück sagte, es brauche Meilensteine, die Zeichen setzen.

Ein Weg, der Geduld voraussetzt, die bei vielen der Zugeschalteten an diesem Abend aber am Ende ist. Auch bei Andrea Voß-Frick, einer der Gründerinnen der Bewegung „Maria 2.0“ aus Münster. „An der Frauenfrage wird deutlich, wie sehr Kirche aus der Zeit gefallen ist und wie unglaubwürdig sie von den Menschen wahrgenommen wird“, sagte sie. Natürlich könnten Frauen mitgestalten, auch schon mehr, als das Kirchenrecht vorsehe. Das Problem sei aber, es hänge immer vom guten Willen des „Hirten vor Ort“ ab, ob das der Pfarrer sei oder der Bischof. „Ich höre immer von Menschen, die sich abwenden, wenn der Pfarrer wechselt und dieser Dinge verhindert, die vorher möglich waren. Die Jungpriester werden auch tendenziell wieder konservativer – ich vermute, die Situation wird immer mehr eskalieren“, sagte sie. Es sei jetzt der Zeitpunkt, ins Handeln zu kommen. „Die Konservativen haben die Zeit und können abwarten. Die Reformer und Progressiven nicht.“

Bischof Bode warb trotzdem dafür, die kleinen Schritte hin zu mehr Rechten für Frauen nicht zu verachten – auch wenn Margit Eckholt darauf entgegnete, dass von der heiligen Katharina von Siena schon das Wort stamme, dass man sich mit kleinen Schritten nicht zufrieden geben sollte, „weil auch Gott Großes von uns erwartet“.

„Es entwickelt sich etwas, wenn Menschen anfangen“, sagte Bischof Bode und verwies auf die liturgische Bewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts, die vieles vorausnahm, was das Konzil später beschloss. Aber es gebe eben auch Grenzen. „Ich kann keine Diakoninnen weihen, dann käme es zur Spaltung in der Kirche.“

Aus der Debatte ergaben sich dennoch auch konkrete Ideen, die die Verantwortlichen im Bistum weiterverfolgen werden: Es soll auf eine neue Predigtordnung hingearbeitet werden, die auch Laien berücksichtigt. Auch werde verstärkt diskutiert, dass Laien die Taufe spenden und bei der Ehe assistieren können. Das Ziel, dass Frauen mindestens 30 Prozent der Leitungspositionen im Bistum besetzen, sei stark vor Augen, so Bischof Bode. Und man wolle auch verstärkt Gemeindeleitungen mit Laien besetzen – nach Paragraph 517, 2 des Kirchenrechtes.

Gelobt wurde von verschiedenen Seiten auch die Dialogkultur des Abends – bei all den unterschiedlichen Meinungen, die erörtert wurden. Die Frauenfrage in der Kirche polarisiert. Umso wichtiger sind Gelegenheiten, einander zuzuhören.