Platz der Hoffnung

Bibelfenster zum 3. Juni 2011:

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.

Einheitsübersetzung, 1. Petrus 3, 15

Hilfe! Ich sehe zwei große Fragezeichen beim Lesen dieser Bibelstelle oder besser zwei verstörende, bohrende, herausfordernde Fragezeichen.
Das erste: Kann ich für meine eigene Hoffnung tatsächlich Rede und Antwort stehen? Und dann auch noch immer und aus dem Stand? Hab ich meine eigene Hoffnung überhaupt so klar, dass ich sie erklären könnte? Und das zweite: Wer fragt eigentlich danach?
Ich erlebe viele leise Menschen, mich eingeschlossen, die ihre Hoffnung allenfalls stammeln können, die sich Hoffnung mühsam zusammensuchen, bruchstückartig und eher verlegen.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Und ich erlebe eine laute Gesellschaft, in deren Alltag und Getriebe Hoffnungsfragen gar keinen Platz haben neben harten Fakten, bunten Sensationen und aktuellen Nachrichten. Was zählt ist die Verwertbarkeit der Dinge und Gedanken – und keine wagen Geschichten.
O je, denke ich deshalb beim Lesen dieser Bibelstelle. Wir alle sind weit weg von einer Atmosphäre, in der wir Hoffnung nachfragen, geschweige denn einander Hoffnung mitteilen, wenn wir überhaupt noch von Hoffnung leben. Und doch weiß ich, ohne die Hoffnung auf Gott, seine Nähe hier und die Freude auf seine kommende Welt, mag ich nicht sein.
Da fällt mir ein Satz von Roger Schutz aus Taizé ein, der mich schon als junges Mädchen fasziniert hat mit seiner einfachen, klaren Logik: „Erzähle nie von Jesus, außer wenn man dich fragt. Aber lebe so, dass man dich fragt.“ Wenn ich so leben könnte, dass man mir diese Hoffnung anmerkt. Wenn ich so leben könnte, dass irgendjemand neugierig wird auf meine Hoffnung. Könnte ich doch versuchen.

 Martina Kreidler-Kos (Frauenseelsorge)