Das Brot teilen

Bibelfenster zum 16. August 2012:

Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, damit die Menschen zum Leben gelangen können.

Bibel 2000 – Joh 6, 51

Vor einiger Zeit bin ich in ein Zeltlager einer befreundeten Gemeinde gefahren. Ich war eingeladen, in diesem Lager eine Heilige Messe zu feiern. Am späten Abend. Bei brennendem Lagerfeuer. Eine stets stimmungsvolle, und den Kindern und Jugendlichen bleibende Erinnerung.
Ich hatte einen Anfahrtsplan von der Gemeinde bekommen. Doch gerade in ländlichen Gegenden zweigen so viele Feldwege rechts und links der Hauptstraße ab, dass man sich leicht verfahren kann. So ist es auch mir gegangen.

Ich befuhr ziemlich lange einen vermeintlich richtigen Feldweg zum Zeltlager und landete vor einer mit einem Baumstamm markierten Schranke. Es gab kein Vor und kein Zurück. Also aussteigen und hinter der Schranke nach Auswegen suchen. Wenige kleine landwirtschaftliche Gebäude und eine kleine Holzhütte wurden sichtbar. Und eine Frau kam aus der Hütte auf mich zu. Ich stellte mich als Pastor vor, fragte nach Wendemöglichkeiten.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Die Frau erzählte: „Ich bin eine Einsiedlerin und gestalte mein Leben  in großer Bescheidenheit. Das Beten, das Lesen der Bibel und die möglichst tägliche Heilige Kommunion sind mir das Wichtigste. Ich glaube ganz fest daran, was Jesus uns gesagt hat: ‚Ich bin das lebendige Brot. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben.‘ Das gibt mir die Kraft hier in der Einsamkeit zu leben. Und so einsam ist es hier gar nicht. Immer wieder kommen Menschen zu mir. Sie haben Fragen. Sind verzweifelt. Ihre Ehe bricht auseinander. Sie haben einen lieben Angehörigen verloren. Sind plötzlich ohne Arbeit. Kommen mit der Sucht eines Angehörigen nicht mehr klar. Sind tief traurig. Ich höre ihnen einfach nur zu. Oft stundenlang. Bis auch ich manchmal ausgepowert bin. Ich nehme sie oft ganz fest in die Arme – und sie gehen erlöst von dannen. Ich bleibe zurück, nehme ihr Anliegen im Gebet auf. Und freue mich auch auf den nächsten Tag: Ich werde erneut beschenkt und  gestärkt durch das ‚Brot des Lebens‘, den Leib unseres Herrn Jesus Christus.“
An diesem Abend habe ich erneut verstanden: Das Brot des Lebens ist zum Empfangen und Mitteilen bestimmt. Erst dann entfaltet es seine Kraft.

Ich konnte schließlich hinter der Schranke wenden. Mein Umweg hatte sich gelohnt. Das Zeltlager habe ich dann auch noch gefunden. Den Kindern und Jugendlichen habe ich von meinem Umweg erzählt. Dadurch bekamen Gottesdienst und Kommunionempfang an diesem Abend eine tiefe und nachhaltige Dichte.

Klaus Warning, Pastor in Teilzeit