Am Anfang steht ein Leben

Bibelfenster zum 25. Mai 2012:

In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder und sagte: Brüder! Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen. Er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst. Denn es steht im Buch der Psalmen: Sein Amt soll ein anderer erhalten! Einer von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und (in den Himmel) aufgenommen wurde, – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Herr, du kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen. Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war. Dann gaben sie ihnen Lose; das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln zugerechnet.

Einheitsübersetzung, Apostelgeschichte 1, 15-26 (in Auszügen)

 

Die Dramaturgie des letzten Weges Jesu geht dem Ende entgegen – Tod und Auferstehung, Heimkehr zum Vater und Sendung des Heiligen Geistes sind noch lange nicht verarbeitet. Es ist das eine und einzigartige, die Welt bewegende Wunder am Ende: Jesus, der Tote, lebt und ließ seine Freunde nicht allein. Sie sagen zueinander: nun lasst uns nicht verwundert dastehen, sondern unseren Auftrag beginnen. Einer fehlte noch im Kreis der ehemals Zwölf. Das Los fiel auf Matthias. Die Apostel wussten, was zu tun war: Erzählen von dem, was ihnen geschah. Mit kraftvollen Worten, mit überzeugenden Taten, mit Mut und dem Wissen: noch sind wir genauso ausgeliefert wie unser Herr es gewesen ist.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Die Dramaturgie der Feiern des letzten Weges Jesu geht in diesen Tagen in unserer Liturgie dem Ende entgegen – Tod und Auferstehung, Heimkehr zum Vater und Sendung des Heiligen Geistes sind gefeiert, doch noch lange nicht verarbeitet. Der Alltag ist wieder da; wissen wir, was zu tun und zu erzählen ist?
Ich kenne zur Zeit keine bessere Antwort als die des ehemaligen Intendanten des WDR, Fritz Pleitgen, der schreibt:
„Liebes Christentum, was mir an dir gefällt: Der Mensch, der dich verursachte, hat kein Buch geschrieben, keinen Katechismus, keinen Kata­log von Glaubenssätzen, keinen Codex kirchlicher Verwal­tungsvorschriften. Das ist erstaunlich riskant. Es ist geradezu tollkühn. Da kommt ein unbehauster Wanderprediger und sagt von sich, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben und schreibt nicht einmal ein Buch, in dem alles authentisch und dauerhaft verzeichnet wäre. Was tut er stattdessen? Er sorgt für ein paar Ereignisse und erzählt Geschichten … Er tröstet und heilt, er ermutigt und befreit… Er attackiert sogar die Katechismusschreiber und Regelwerker seiner Zeit, bis er ihnen auf die Nerven geht und sie ihm den Prozess machen. An deinem Anfang steht also keine Lehre, sondern ein Le­ben. Da erklärt einer das Rätsel Gottes, ohne es zu beschädi­gen, denn statt des Versuchs, es zu lösen, lässt er es die Leute erleben… Ich kann dir nur raten: Erzähl neue Geschichten. Zeig den Leuten jenen Spielraum, den sie nicht mehr erkennen! Mach ihnen et­was Mut, wo sie sich ängstlich verkriechen wollen, auch den Reichen und Mächtigen! … Ob es den Gott wirklich gibt, an den du glaubst, kann ich nicht entscheiden. Aber die Men­schen fragen sich, ob es sich lohnt, dass jemand an ihn glaubt… Zeig’s ihnen!“
(Zitiert aus: „Das Unerreichbare lieben. Was schätze ich am Christentum?“ in Christ in der Gegenwart)
Muss ich dem noch etwas hinzufügen?

Pastor Klaus Warning