Guter Hirte

Bibelfenster zum 4. Mai 2012:

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Einheitsübersetzung, Johannes 10, 11-18

Seit Menschen leben sind sie immer wieder auf der Suche nach dem, was ihrem Leben Bestand verleiht, was es gesund und heil macht; und das wahrscheinlich gerade weil es immer wieder die Erfahrungen gibt, wie brüchig und gefährdet das Leben sein kann.
„Ich bin der gute Hirt.“ – Mit diesem schon damals Jahrtausende alten Bild soll deutlich werden, wie Jesus sich versteht. Mit „Hirte“ ist hier aber nicht nur der Schützer der Herde gemeint. Es geht auch nicht einfach um jemanden, der weiß und sagt, wo es langgeht. Mit dem Hirten verbindet sich die Vorstellung von jemandem, der seinen Beruf, seine Berufung ganz erfüllt und das Leben der ihm Anvertrauten bewahrt und zum Guten führt.
Behaupten kann freilich jeder, dass er der gute Hirte sei – der, der weiß, was gut ist für alle. Und selbst ernannte gute Hirten und ihre Werke kennt die Geschichte genug.

Das Bibelfenster

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Jesus formuliert sehr klar den Maßstab, an dem er sich messen lassen will: „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Hier wird eine Leidenschaft spürbar, die diesen Hirten besonders macht: Er denkt nicht an sich selbst. Es geht ihm um die Schafe und ihr Leben. Dafür tut er alles. Dort, wo ein bezahlter Knecht die Flucht ergreift, steht der gute Hirte zu seiner Aufgabe und bietet dem Wolf die Stirn.
Der Wolf, der in das Leben der Herde, der Menschen, einbrechen und es innerlich wie äußerlich zerreißen will, soll keine Chance bekommen. Die Menschen sollen ohne Eifersucht, Habgier, Neid und Angst leben können. Denn dort, wo der Wolf, das böse, die Oberhand gewinnt, geht jedes Zusammenleben unter Menschen zu Bruch.

„Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich.“ – Wenn hier von „kennen“ die Rede ist, dann ist mehr als eine Bekanntschaft gemeint: Umeinander wissen, einander am Leben teilgeben. Kennen meint hier in letzter Konsequenz: lieben! Und wo Menschen diese Liebe Gottes erwidern, dort wird Leben heil und gesund.

Christian Adolf