Mit Hoffnung unterwegs

Bibelfenster zum 11. Dezember 2012:

Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht. Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen. Gott gibt dir für immer den Namen: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht. Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten und sieh deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat. Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte. Denn Gott hat befohlen: Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land, sodass Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher dahinziehen kann. Wälder und duftende Bäume aller Art spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß. Denn Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm.

Einheitsübersetzung, Baruch 5, 1-9

Das kennen wir vom Fernsehen her: Menschen, die auf der Flucht sind, zu Fuß, mit den wenigen Habseligkeiten, die sie tragen können, unterwegs in ein anderes Land: weg aus Syrien, weg aus dem Osten Kongos, weg aus Katastrophen- und Hungergebieten. Um ihr Leben zu retten, müssen Menschen ihre Heimat verlassen. So erging es damals auch dem Volk Israel. Und dann der Umschwung: die unglaubliche Botschaft: „Ihr dürft nach Hause zurück!“ Auch diese Bilder kennen wir aus dem Fernsehen, wenn Menschen zurückkommen und beginnen, alles wieder aufzubauen. Die Kraft der Hoffnung ist fast nicht klein zu kriegen.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Was an der Bildwelt des biblischen Textes auffällt: „Zu Fuß zogen sie fort, Gott bringt sie heim, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte.“ Dieser Gegensatz – zu Fuß und getragen in einer königlichen Sänfte – schließt für mich vier Botschaften ein:

1. Gott geht den Weg ins Elend mit.
2. Für Gott bleibt der vertriebene, allein gelassene, verachtete, ausgeschlossene, gemobbte  Mensch weiterhin ein Mensch mit königlicher Würde.
3. Entbehrung soll kein Dauerzustand sein.
4. Der Mensch hat ein Recht auf Heimat. Es soll einen Weg zurück geben, auf dem wir auf den Händen Gottes getragen werden.

Diese Behauptungen werden uns in unseren Advent hinein zugemutet. Sie bringen uns auf andere Gedanken, auf Gedanken Gottes, und stellen die Frage nach der Stärke unseres Glaubens und unserer Hoffnung.

P. Franz Richardt