Gerechtigkeit braucht Zeit

Bibelfenster zum 11. Oktober 2013:

Wie lange, Herr, soll ich noch rufen, und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht. Warum lässt du mich die Macht des Bösen erleben und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit. […] Der Herr gab mir Antwort und sagte: Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, damit man es mühelos lesen kann. Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; wenn es sich verzögert, so warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben.

Einheitsübersetzung, Habakuk 1, 2f. 2, 2-4

Kennen Sie Habakuk? Nein? Dann hier einige Stichpunkte zu ihm:
– Kleiner unbekannter Prophet aus Juda
– Hauptthema seiner Prophetenschrift ist die Frage nach der Gerechtigkeit
– Zu seiner Person ist nichts bekannt
– Seine Geschichte lässt sich nur andeuten

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Die Menschen, die Habakuk zu seiner Zeit begleitet, ermahnt und tröstet, sind in einer fürchterlichen Situation: „Unterdrückung“ , „Misshandlung“ und „Gewalt“, „Streit“ und „Zwietracht“ – der Prophet schildert die vom ihm „beklagte Macht“ in allen erdenklichen Farben. Er fragt, klagt, zweifelt.
Und wie antwortet Gott? Gott fordert Habakuk auf, Geduld zu zeigen. Ob Habakuk gerade das hören wollte, bezweifle ich. Aber Gott gibt ihm zudem die Antwort, dass nur die Taten des Gerechten letztlich bestehen bleiben.
Texte wie dieser des Habakuk weisen uns darauf hin, dass Glauben nicht einfach nur aus Zustimmungen und Kopfnicken besteht. Ob Zweifel, Fragen oder wie in Habakuks Gebet die Klage – dies alles gehört auch zum Glauben. Denn erreicht ein Glaube, der alles bejaht, die tatsächlichen Fragen der Menschen?

Sabine Kuper, Atrium Kirche Bremen