Auferstehung: Der Tod ist nicht das Ende

Korb mit Ostereieern
Bild: unsplash.com, Cory Seward

Ostern – das Hasenfest? Frühlingsfest? Fest der (Schoko-)Eier? Nein! Ostern, das Hoffnungsfest! An diesem wichtigsten aller christlichen Feste feiern wir, dass Jesus den Tod besiegt hat. Dass er auferstanden ist, von den Toten erweckt wurde, und uns damit Hoffnung gegeben hat – auf ewiges Leben.

Während heute bei vielen das Ostereiersuchen mit der Familie im Vordergrund steht, hat das Osterfest für Barbara Lamker eine ganz andere Bedeutung. Sie ist Mitarbeiterin im psychosozialen Dienst auf der Spes Viva Palliativstation und das Thema Tod beschäftigt sie jeden Tag: In der Sterbebegleitung begegnet sie Menschen, die nur noch wenige Tage oder Wochen zu leben haben.

Intensiver Leben als zuvor

„Wie können Menschen das aushalten: im Bewusstsein zu leben, dass sie sterben müssen?“, das ist eine Frage, die sich Barbara Lamker schon häufig gestellt hat. Diese Frage zu beantworten, beschreibt sie als das Schwerste und Berührendste bei ihrer Arbeit. „Betroffene durchlaufen nach einer Diagnose meist die ganze Bandbreite an Gefühlen: Zorn, Verbitterung, Aggressivität, Verzweiflung, Trauer, Resignation – aber fast alle finden irgendwann eine ganz besondere Form von Ruhe: sie können die Situation annehmen und ihren Frieden damit machen.“ Während des gesamten Prozesses ist die Sterbebegleiterin dabei und erlebt neben sehr schweren Momenten auch viele schöne: „Es ist berührend, zu sehen, wie sterbenskranke Menschen im Bewusstsein ihrer Endlichkeit die letzten Tage und Wochen gestalten und in einigen Situationen tatsächlich intensiver leben, als zuvor!“

Nachmittagskaffee bei Spes Viva, (Bild: privat)
Barbara Lamker (rechts) und Beate ins Gespräch vertieft (Bild: privat)

Als besonderes Beispiel nennt Barbara Lamker ihre inzwischen verstorbene Patientin Beate. Sie war an Krebs erkrankt und verbrachte ihre letzten Wochen auf der Spes Viva Palliativstation. Beate war künstlerisch begabt und dokumentierte ihre Gefühle während der letzten Phase der Krankheit in einer Vielzahl von Bildern. Diese haben Barbara Lamker und ihre Kolleginnen und Kollegen so sehr beeindruckt, dass sie nach Beates Tod eine Wanderausstellung daraus konzipiert haben. Auch als Postkarten gibt es die Bilder inzwischen zu kaufen. Neben dem künstlerischen Engagement ist Barbara Lamker aber vor allem Beates tiefer Glaube in Erinnerung geblieben. In unzähligen Gesprächen haben die beiden Frauen immer wieder über Leben, Tod und Auferstehung diskutiert. „Für viele Menschen hier ist der Gedanke an ein Leben nach dem Tod der wichtigste Trost“, erklärt Lamker. Das müsse zunächst gar nicht unbedingt etwas mit Glauben zu tun haben. „Einige denken, dass sie nach dem Tod ihre verstorbenen Angehörigen und Freunde wiedersehen. Viele haben gar keine konkrete Vorstellung vom Leben nach dem Tod, nur das unbestimmte Gefühl: es geht weiter!“ Beate sei da schon etwas Besonderes gewesen, denn sie war sich sicher, dass Christus selbst ihr nach ihrem Tod mit offenen Armen entgegenkommen und sie empfangen würde – in einer Welt voll Freude und Licht.

„Mensch und Engel – und nie bist du allein!“ – So heißt dieses Bild von Beate (Bild: spes-viva.de)

Ostern, Fest des Lebens

„Ich weiß nicht, wie ein Leben nach dem Tod konkret aussehen wird“, sagt Barbara Lamker. „Aber ich vertraue darauf, dass Gott uns liebt und dass es gut sein wird, wenn wir in seiner Nähe sind.“ Es ist dieser Glaube, der ihr hilft, ihren oft schweren Job zu bewältigen: „Eigentlich kann ich meine Arbeit nur vor diesem Hintergrund machen: weil ich glaube, dass das Leben nicht begrenzt ist durch den Tod. Der Tod ist ein riesiger Einschnitt, aber er ist nicht das Ende, sondern der Übergang in ein neues Leben. Ich geleite Menschen hinüber in ein anderes, ewiges Leben.“ Deswegen ist für die katholische Sterbebegleiterin Ostern auch so wichtig: „Das ist das freudigste Fest unserer Kirche, ein Fest des Lebens, eine Kraftquelle, wie in dem Lied von Huub Oosterhuis: die Steppe wird blühen, der Tote wird leben…“ Ostern, das sei der Wandel von Dunkelheit zum Licht – vergleichbar mit dem Verlauf einer schweren Krankheit über Diagnose und Leid hin zu Friede und Erlösung. Ostern sei ein Fest der Hoffnung, auch und vor allem für die zu Tode Verzweifelten, denn auch Jesus hat ja vor seinem Tod gelitten und an Gott gezweifelt. Doch dieser hat ihn nicht verlassen, sondern auferweckt und zu sich in den Himmel geholt, ins Paradies.
Natürlich kann das die Trauer und den Schmerz, die der Tod mit sich bringt, nicht aufheben – das weiß auch Barbara Lamker. Gerade wenn junge Menschen sterben müssten, die noch kaum gelebt haben, sei es schwer, Trost zu finden. Dennoch sei es gerade dann wichtig, zu wissen: Jeder der Angst vor dem Sterben hat und jeder der traurig ist, weil ein lieber Mensch gestorben ist, darf auch gleichzeitig Hoffnung haben – darauf, dass das Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern einfach in verwandelter Form weitergeht. Ein Gedanke, der der Sterbebegleiterin Kraft gibt: „Ich spüre, wie es mich wirklich nachhaltig froh macht, aus der österlichen Freude heraus  in dem Glauben zu leben, dass Jesus am dritten Tage auferstanden ist mit der Botschaft ‚Ich lebe und ihr sollt auch leben‘. Es ist schön, in diesem Sinne für andere da sein zu dürfen und in den Begegnungen letztlich zu spüren: Wir alle sind miteinander in der liebenden Gegenwart Gottes verbunden – im diesseitigen und jenseitigen Leben, die Verbindung ist unzertrennbar.“ Genauso hatte auch Beate es gesehen, die sich auf dem Sterbebett mit einem Lächeln und den Worten „Bis Ostern!“ verabschiedete.

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