Friede mit dir?
Bibelfenster zum 11. Juli 2013:
Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart. Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum! Denn so spricht der Herr: Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln. Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost. Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras. So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten.
Einheitsübersetzung, Jesaja 66,10-14c
Wie diese verheißungsvollen Worte wohl in den Ohren von Menschen klingen, die heute in Jerusalem leben? In einer Stadt, die von verschiedenen Volksgruppen und Religionen beansprucht wird; in einem Land, das zerrissen ist zwischen Palästinensern und Israelis; in einem Land, in dem Mauern zwischen Völkern gebaut werden und beide Seiten voreinander in Todesangst leben; in einem Umfeld, in dem es an allen Ecken rumort, sei es in Syrien, im Irak oder in Ägypten…
„Friede soll mit euch sein, Friede für alle Zeit! Nicht so, wie ihn die Welt euch gibt, Gott selber wird es sein“ lautet der Refrain eines polnischen Friedensliedes aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Lied und biblischer Text knüpfen an die Erfahrung an, dass Menschen gemachter Friede scheinbar nicht trägt, zumindest nicht dauerhaft. Tragender Friede ist Geschenk Gottes: „Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr…“ Das ist mehr als „kein Krieg“, ist ein Zustand, in dem Menschen in Frieden und Wohlstand miteinander und füreinander leben.
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Auch wenn die Bibel darum weiß, dass Gott selber den Frieden bringt, entbindet das nicht davon, daran zu arbeiten, dass Friede empfangen werden kann. Raum für Frieden entsteht da, wo Menschen nicht um ihr Überleben, ihre Daseinsberechtigung, ihre Heimat, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung, Religionsfreiheit, soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit, Arbeit, Anerkennung und Wertschätzung kämpfen müssen. Dafür kann jede und jeder etwas tun. Das fängt da an, wo ich dem/der Anderen mit Respekt begegne, in ihm/ihr Gottes Geschöpf erkenne und anerkenne, ihn/sie so behandle, wie ich selber behandelt werden möchte. Ein einfaches Handlungskonzept, das schon im kleinen Alltag schnell scheitert. Wie leicht verurteile ich zum Beispiel die Andersartigkeit meiner Mitmenschen… Wie viel schwieriger ist das dann wohl zwischen Völkern, Nationen und Religionen, von denen ich jeweils nur ein Teil bin?
Und doch: Frieden schaffen fängt bei mir an, zum Beispiel auch mit dem Gebet um Frieden in Israel, im Nahen Osten und überall da, wo Gewalt und Krieg den Alltag von Menschen prägen.
Inga Schmitt, Pastoralreferentin