Happy End
Bibelfenster zum 1. Mai
Und ich sah die heilige Stadt: das neue Jerusalem. Sie kam von Gott aus dem Himmel herab –für die Hochzeit bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Dann hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: „Sieh doch: Gottes Wohnung bei den Menschen!“ Er wird bei ihnen wohnen und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein. Und er wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen.
Basisbibel, Offenbarung 21,1-5
Einige Zeit lebte ich in Spanien und war jungen Menschen dort verbunden auf dem gemeinsamen Weg, den Idealen des Evangeliums zu folgen. Dabei habe ich etwas für mich Interessantes festgestellt: Wir waren mehrere Deutsche und eben sehr viele Südländer. Auf die radikale Vision des Evangeliums reagierten wir Deutsche eingeschüchtert: „Das schaffen wir nie, das kann man nicht leben. Das ist nicht zu leisten.“ Die Spanier schüttelten den Kopf über uns und waren begeistert: Je herausfordernder das Ideal war, desto mehr fühlten sie sich motiviert. Die einen waren vom Ideal erschlagen – „viel zu weit weg und nie zu erreichen“. Die anderen waren angezogen wie von einem Magnet. Die Vision bewegte sie, brachte sie nach vorn.
An diese Erfahrung musste ich beim Lesen des obigen Textes denken. Er beschreibt, wie am Ende aller Tage Gott die Welt erneuert und derart mit und unter den Menschen weilt, dass alles Leidvolle, Quälende und Vernichtende überwunden sein wird. Ein letztes, finales „Happy End“.
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Vielleicht reagieren wir ja „deutsch“ auf diese Verheißung? Zu weit weg, zu sehr im Widerspruch zur erfahrenen Weltwirklichkeit oder der eigenen, persönlichen Situation, die leidgeprägt ist. Vielleicht aber auch im obigen Sinne „spanisch“ – wir lassen uns anziehen und mit Hoffnung erfüllen.
Dann kann sie uns die Augen dafür öffnen, dass Gott schon jetzt unter uns wohnt und die gleichen „Erkennungsmerkmale“ auf ihn verweisen, die in Gottes zukünftiger Welt gelten: Wo Gott unter uns ist schwindet die Not. Das gilt schon in dieser „alten Welt“. Zwar sind Trauer und Leid nicht endgültig überwunden, aber eine Liebe wirkt, die jetzt schon vieles lindert und hoffen lässt.
So beschrieben es in diesen Tagen einige Frauen bei einem Glaubensaustausch: „Ich finde Kraftquellen, um mich für andere in Not stark zu machen; ich übernehme Verantwortung für jemanden, zunächst widerwillig und werde dann doch über meine Grenzen hinausgetragen; ich spüre, wann ich gefragt bin, für einen Anderen die Initiative zu ergreifen.“
Viele Erfahrungen, die auf den unter uns wohnenden Gott verweisen und das finale „Happy End“ in die Nähe rücken.
Ina Eggemann