Heiliger Zorn
Bibelfenster zum 16. März 2012:
Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Einheitsübersetzung, Johannes 2, 13-16
Ein zornentbrannter Jesus mit einer Peitsche in der Hand vertreibt Menschen und Tiere aus dem Tempel und zerstört das Einkommen der Geldhändler! Wer hätte das gedacht? Ist Jesus nicht der Friedensbringer schlechthin und trieben all diese Leute nicht seit langem ihr Geschäft in den Vorhöfen des Tempels? Schließlich verkauften sie die Tiere, die das gläubige Volk Gott opfern wollte, aus welchen frommen oder berechnenden Gründen auch immer. Und Jesus, der den Tempel Gottes so sehr liebte, begegnete diesem Geschäftstreiben nicht zum ersten Mal. Warum also plötzlich dieser Zornesausbruch?
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„Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“, schreit er die Männer an. ln anderen Übersetzungen heißt es: Macht es nicht zu einer Räuberhöhle! Das ist noch deutlicher.
Als Jesus zum Tempel kommt, spürt er mit höchster Sensibilität, wie die Menschen Gott für ihre Zwecke zu missbrauchen versuchen. Er spürt, dass viele den Sinn für Gott, für die Würde und Größe Gottes längst verloren haben. Und deswegen explodiert sein heiliger Zorn. Er wehrt sich gegen die Scheinheiligkeit, gegen die Missachtung Gottes, seines Vaters.
Deswegen ist dieser Evangelientext so aktuell. Was gilt heute noch der Respekt vor Gott, vor der Größe und Würde Gottes, die Ehrfurcht vor Gottes Liebe und seinen Geboten? Danach fragt uns dieser Text.
Ruth Kreutzberg