Ein Wächter sein

Bibelfenster zum 12. September 2014

Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht in das Widderhorn bläst und das Volk nicht gewarnt wird und wenn das Schwert kommt und irgendeinen dahinrafft, dann wird dieser zwar wegen seiner eigenen Schuld dahingerafft, aber ich fordere für sein Blut Rechenschaft von dem Wächter. Du aber, Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter; wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen. Wenn ich zu einem, der sich schuldig gemacht hat, sage: Du musst sterben!, und wenn du nicht redest und den Schuldigen nicht warnst, um ihn von seinem Weg abzubringen, dann wird der Schuldige seiner Sünde wegen sterben. Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut. Wenn du aber den Schuldigen vor seinem Weg gewarnt hast, damit er umkehrt, und wenn er dennoch auf seinem Weg nicht umkehrt, dann wird er seiner Sünde wegen sterben; du aber hast dein Leben gerettet.

Einheitsübersetzung, Hesekiel 33,7-9

 

Ein Wächter ist ein Mensch mit einer hohen Sensibilität. Er nimmt bei den Menschen oder Objekten, die zu bewachen er bestellt ist, die kleinsten Veränderung wahr. Er reagiert mit gespannter Aufmerksamkeit auf seine Umwelt und mit Übersicht und Mut im Einsatz. Er lässt sich von seiner Verantwortung leiten. Er weiß um seine Angst, kann sie aber konstruktiv in seinen Dienst einbauen. Was wären wir ohne Nachtwachen im Krankenhaus? Ohne Frauen und Männer bei der Feuerwehr? Was wäre im Mittelalter eine Stadt ohne Wächter gewesen? Was wären wir, wenn wir nicht Menschen hätten, die auf uns aufpassen. Es geht nicht ums Kontrollieren, sondern ums Bewahren, um Schutz und Sicherheit für Leib und Seele.

Das Bibelfenster

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Der Prophet Ezechiel wird beauftragt, für sein Volk ein guter Wächter zu sein, damit es auf den rechten Weg bleibt. So könnte man das Wort „Prophet“ übersetzen: „Wächter!“ Der heilige Franziskus hat den Hausoberen seiner Gemeinschaften den Titel „Guardian“ gegeben (Lateinisch: Guardianus = Wächter, Hüter). Der Guardian soll die einzelnen Brüder und die Bruderschaft im Blick haben und so begleiten, dass alle ihrer Berufung treu bleiben können, dass die Gemeinschaft lebendig bleibt, dass die Zeichen der Zeit verstanden werden, dass das Ziel in der Nachfolge Christi nicht aus den Augen verloren wird. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe, die Respekt für jeden einzelnen Bruder und Sensibilität für die Bruderschaft erfordert.

P. Franz Richardt, Haus Ohrbeck