Vergeben ist göttlich

Zwei Kinder halten am Strand Händchen
Bild: photocase.de, Juttaschnecke

In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.

Matthäus 18, 21-35

 

Der Anspruch Jesu Christi an uns Menschen ist sehr hoch!

Während es im alten Testament noch Auge um Auge ging, fordert Jesus Christus nun den Verzicht auf Rache und das Verzeihen von ganzem Herzen. Kommt man dieser Forderung nicht nach, hat das Konsequenzen: Gott selbst wird den Menschen zurückweisen, der seinem Mitmenschen nicht von ganzem Herzen vergibt.

Und was ist, wenn ich das nicht kann?

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Was, wenn ich wohl verzeihen möchte, aber die Tat, das Vergehen, das „Schuldig-geworden-sein“ an mir oder von mir geliebten Menschen zu schlimm war? Wenn ich eben nicht verzeihen kann? Bringt mich meine menschliche Begrenztheit um das Himmelreich?

Wenn ich die Worte Jesu in der Bibelstelle oben ernst nehme, dann ja.

Aber ich glaube auch, dass Jesus, der selbst Mensch geworden ist, unsere Schwächen nicht fremd sind. War er auch darüber erhaben, so wird er sie dennoch verstehen.

Und ich hoffe, dass niemand letztlich von Gott abgewiesen wird, der beim besten Willen nicht vergeben kann. Aber ich glaube, dass Gott wohl weiß, ob es wirklich nach bestem Willen versucht wird …Und so würde ich den Menschen immer empfehlen, stets zu versuchen, zu vergeben! Um des Anderen und auch um des lieben Friedens willen. Und wo es nicht möglich ist, da sollte man diese Nicht-Möglichkeit nicht auf ewig in Stein meißeln und sich damit abfinden, sondern dieses Nicht-können im Herzen mittragen und es doch immer wieder versuchen. Und vielleicht hilft es auch, dieses „Beim-besten Willen-nicht-Können“ vertrauensvoll vor Gott zu bringen …

 

„Irren ist menschlich, aber vergeben ist göttlich.“ Alexander Pope

 

Pastoralreferentin Eva Schumacher