Alles Gute kommt von oben

Himmel
Bild: unsplash.com, Rishabh Dharmani

Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.

Jesaja 55,10f.

Mein Vater, von Beruf und Wesen Philosoph, hat mir manch weises Wort mitgeben wollen, doch häufig habe ich nicht das erwünschte Interesse gezeigt, weder als Kind noch als Erwachsener. 

Zunehmend wird mir bewusst, wie dennoch Worte und Weisheiten von ihm mein Denken geprägt haben und mich bis heute beeinflussen, auch als Theologen und Seelsorger. Ein Beispiel: der Mensch sei weder einfach Macher noch bloß Erleider seines Lebens; vielmehr bestehe die Kunst des Lebens bis hin zum Sterben in einem vielfältigen kreativen Lassen – loslassen und zulassen, sich einlassen und sich verlassen usw. 

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Seit einiger Zeit bin ich selber Vater und kenne die Erfahrung, wie mir wichtige Worte bei meinen Kindern zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus zu gehen scheinen. Dann tröstet mich, wie es mit meinem Vater und mir war. Und dann tröstet mich das Wort aus dem Propheten Jesaia.  

Ich bin nun mal nicht Gott. Und viele meiner Worte sind eh nicht wichtig oder passend, wenn ich ehrlich bin; manche jedoch hoffentlich schon. Gute Worte bleiben, wirken; Gott sorgt dafür. Das mag nicht nur Eltern, sondern auch Lehrer*innen, Beratenden und anderweitig pädagogisch oder sozial Tätigen ein Trost sein.

Denn alles Gute kommt von oben. Manches davon bleibt zunächst unbemerkt – doch unbemerkt, bleibt es … 

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik