Wenn Gott der Gastgeber ist …
Bibelfenster zum 16. Oktober 2014
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert, eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.Einheitsübersetzung, Matthäus 22,1-14
Der erzählte Zorn des Königs und seine Folgen sind mir nicht geheuer; in die Schilderung des Gleichnisses spielt wohl ein konkreter Hintergrund im Hinterkopf des Autors mit hinein, etwa 40 Jahre nach dem Tod Jesu: viele Juden lehnen das Christentum ab, viele Heiden nehmen es an. Und Jerusalem war gerade von den Römern zerstört worden.
In meinem Hinterkopf ist ein anderer konkreter Hintergrund: Die Familiensynode in Rom und die aktuelle Debatte über den innerkirchlichen Umgang mit denjenigen, die Ehe und Familie anders als „klassisch-katholisch vorgesehen“ leben. Bögen von der Bibel ins konkrete Hier und Heute zu schlagen, ist immer gewagt; und doch finde ich eine gemeinsame Frage: Wer ist zur Festgemeinschaft eingeladen?
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Für mich ist nicht entscheidend, dass im Gleichnis die anderen erst eingeladen werden, nachdem die zunächst Eingeladenen abgesagt haben. Für mich ist entscheidend: alle, die sie trafen, sind eingeladen, unterschiedslos, ohne Rücksicht auf Herkunft und Verhalten.
Dazu ein Zweites: wenn man eingeladen ist und dabei sein will, sollte man den Gastgeber und die Festgesellschaft ernstnehmen; dazu gehört angemessene Kleidung. Wenn Gott der Gastgeber ist und wir alle von ihm eingeladen sind: Steht dann nicht allen Gästen gleicher-maßen das Hochzeitsgewand Barmherzigkeit gut (an)? Schließlich hat Jesus seine Gebote einmal so zusammengefasst: „Seid barmherzig, wie es auch Euer Vater ist.“ (Lukas 6,36)
Martin Splett, Caritasverband Osnabrück