Er handelt einfach anders

Bibelfenster zum 1. November 2013:

Dann wandte sich Jesus einigen Leuten zu, die voller Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen untadelig da zu stehen, und deshalb für alle anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgende Geschichte: Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich vorne hin und betete leise bei sich: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, alle diese Räuber, Betrüger und Ehebrecher, oder auch wie dieser Zolleinnehmer hier! Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe dir den vorgeschriebenen Zehnten sogar noch von dem, was ich bei anderen einkaufe!“ Der Zolleinnehmer aber stand ganz hinten und getraute sich nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich zerknirscht an die Brust und sagte: „Gott, hab Erbarmen mit mir, ich bin ein sündiger Mensch!“ Jesus schloss: Ich sage euch, der Zolleinnehmer ging aus dem Tempel in sein Haus hinunter als einer, den Gott für gerecht erklärt hatte – ganz im Unterschied zu dem Pharisäer. Denn alle, die sich selbst groß machen, werden von Gott gedemütigt, und alle, die sich selbst gering achten, werden von ihm zu Ehren gebracht.

Bibel 2000, Lukas 18, 9-14

„3500 Rosenkränze haben wir für Sie gebetet“ soll eine Gruppe durchaus frommer Menschen dem Papst geschrieben haben. „Wir machen sie Ihnen zum Geschenk“. Und Franziskus trocken: „Danke. Es hätte mir gereicht, wenn ihr mir gesagt hättet, dass ihr für mich betet“. Das passt zu ihm, der als erste „Amtshandlung“ nach seiner Wahl sich verneigte und um das Gebet aller Christen bat. Atemlose Stille plötzlich auf dem Petersplatz im Trubel des Jubels.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Jahrhunderte lang wurde den Christen die Geschichte vom Zöllner und Pharisäer verkündet – und sie wirkt bis heute nach. Feiert man eine Werktagsmesse, dann haben die meisten in den hinteren Reihen Platz genommen. Und auch sonntags verteilen sich in den immer leerer werdenden Gottesdiensten die, die noch kommen, eher verstreut und hinten als in den ersten Reihen. Schade – doch von „uns“ selbst verursacht durch „ewige“ Verkündigung.
Eine „Umerziehung“ ist zwecklos – ich weiß, wovon ich rede. Über die Selbstgerechtigkeit mancher Amtsträger nun zu schimpfen und mit dem Finger auf sie zu zeigen, ist müßig. Bedenke, dass vier Finger deiner Hand auf dich zurückverweisen.

Da macht es der Bischof von Rom anders und bedenkenswert: Er handelt einfach anders, bescheiden und überzeugend. Das zeigt Wirkung. Ich wünschte mir, dass auch über mich gesagt werden könnte: „Sein Beispiel hat mich angesteckt.“

Klaus Warning, Pastor in Teilzeit