Der Tempel in mir

Bibelfenster zum 11. März 2015

Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.

Einheitsübersetzung, Johannes 2,13-17 

Ich lese diesen Text und denke mir: Welchen Tempel müsste Jesus heute reinigen? Unsere Gotteshäuser sind in der Regel blitzeblank, totenstill und menschenleer. Gut, vielleicht gibt es ein paar Touristenmagnete, aber allermeist sind unsere Kirchen einfach nur verschlossen. Auf alle Fälle keine „Markthallen“ oder „Räuberhöhlen“, hier spielt sich eher zu wenig Leben ab, als zu viel. Aber mir fällt ein, dass an anderer Stelle der Bibel der Leib des Menschen als Tempel Gottes bezeichnet wird. Und wie sieht es darin aus?

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Mein Inneres – wieviel Habgier herrscht dort und wieviel Kleinkrämerei? Da sitzen eine ganze Menge Händler, die Gottes Gegenwart verdrängen wollen: All die Zeiteintreiber zum Beispiel, die mich durch die Gegend jagen, all die Währungshüter, die mir zuflüstern: „Geiz ist in Ordnung“ – wenn nicht sogar Schlimmeres! All die Rechenkünstler, die nehmen, aber nicht geben wollen. Wie wäre es mit einem Frühjahrsputz, einem Großreinemachen hin aufs Osterfest?
Weißt du was, Jesus, ich komme dieser Krämerseele nicht bei, aber du! Ich gebe dir nützliche Stricke, die du zu einer Geißel binden könntest: eine Viertelstunde Stille pro Tag, eine Selbstlosigkeit, ein Verzicht, ein gutes Wort. Den Rest überlasse ich getrost dir.

Martina Kreidler-Kos,
Frauenseelsorge, Ehe- und Familienpastoral