Ergreif‘ die Chance

Bibelfenster zum 7. Februar 2014:

Damals lebte in Jerusalem ein Mann namens Simeon. Er war fromm, hielt sich treu an Gottes Gesetz und wartete auf die Rettung Israels. Er war vom Geist Gottes erfüllt, und der hatte ihm die Gewissheit gegeben, er werde nicht sterben, bevor er den von Gott versprochenen Retter mit eigenen Augen gesehen habe. Simeon folgte einer Eingebung des Heiligen Geistes und ging in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus dorthin brachten und es Gott weihen wollten, wie es nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind auf die Arme, pries Gott und sagte: „Herr, nun kann ich in Frieden sterben, denn du hast dein Versprechen eingelöst! Mit eigenen Augen habe ich es gesehen: Du hast dein rettendes Werk begonnen, und alle Welt wird es erfahren. Allen Völkern sendest du das Licht, und dein Volk Israel bringst du zu Ehren.“

Einheitsübersetzung, Lukas 2, 22-32

 

Manchmal ist Mariä Lichtmess, das Fest der Darstellung des Herrn, ganz nah an Weihnachten dran. In manchen Jahren wenige Tage vor Rosenmontag und Aschermittwoch. Irgendwie ist es verquer – es passt so gar nicht in die Zeit, es stört.
Allerdings geht es uns in manchen Situationen genau so: Was gerade passiert, was gerade unbedingt zu tun wäre, welche Entscheidung jetzt und sofort ansteht, das erkennen wir manchmal nicht – und verpassen eine wichtige und lebenswendende Entscheidung oder Tat.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Das Fest der Darstellung des Herrn ist stark geprägt von den zwei Menschen im Tempel: von Simeon und Hanna. Im rechten Augenblick sind sie zur Stelle und im rechten Augenblick erfassen sie, was Gott an ihnen wirkt. Er lässt sie das Geheimnis begreifen, dass in Jesus nicht nur ein Kind in die Welt gekommen ist, sondern Gott selbst, der allen Menschen auf dem Erdkreis Licht und Heil bringen will. Simeon und Hanna zeigen uns die geduldige Haltung des Wartens, die uns oft schwerfällt. Und das Erfassen des rechten Augenblicks. Denn auch für uns hält Gott Momente bereit, in denen wir plötzlich unter die Oberfläche schauen können und auf dem Grund unseres Lebens Gott erfahren, der uns Licht und Heil ohne Maßen schenkt.

Da gibt es besondere Stunden, in denen es darauf ankommt, dass wir Geistes gegenwärtig sind, zupacken, die Chance ergreifen, die uns in den Schoß gelegt wird. Ansonsten haben wir sie vertan. Ansonsten haben wir verloren. Und auch das kennen wir: Gelegenheiten, die wegbrechen. Augenblicke, die wir verpasst haben und die nie wiederkehren. Unsere Welt braucht solche Menschen, die warten und hoffen, die glauben und vertrauen, die zupacken und Chancen ergreifen. Tragen wir Gottes Hoffnungslicht hinaus zu allen Menschen, die darauf warten. Gleich heute; nicht auf die „lange Bank“ verschieben!

Klaus Warning, Pastor in Teilzeit