Geknicktes wieder aufrichten

Bibelfenster zum 18. Januar 2013:

Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. So spricht Gott, der Herr, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und allen, die auf ihr leben den Geist. Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand.

Einheitsübersetzung, Jesaja 42,3.5-6

Wie schwer ist es, ein geknicktes Rohr wieder aufzurichten und einen glimmenden Docht wieder zum Leuchten zu bringen. Viele haben das selbst erfahren. Er ist genickt! So sagt man, wenn jemand betrübt ist, wenn ihm etwas misslungen ist – in der Schule, am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, wenn die Freundin oder der Freund einem „den Laufpass“ gegeben hat, wenn das Selbstwertgefühl am Boden liegt. Man kommt sich nutzlos vor und wertlos.

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Wie schwer ist es, ein geknicktes Rohr wieder aufzurichten und einen glimmenden Docht wieder zum Leuchten zu bringen. Die Mitarbeiterinnen in den kirchlichen Beratungsstellen wissen das. Wie viele Menschen, junge und alte, kommen zu ihnen, die belastet sind von Krankheit und Einsamkeit, Ängsten und Trauer.
Wie schwer ist es, ein geknicktes Rohr wieder aufzurichten und einen glimmenden Docht wieder zum Leuchten zu bringen. Seelsorger wissen das, denen sich Menschen anvertrauen mit ihren Sorgen und Nöten. Genickt sein, den Kopf hängen lassen. Auch der glimmende Docht bringt kein Licht mehr ins Dunkel. Ausgebrannt sein, sich wertlos fühlen, den Anforderungen nicht mehr standhalten können.

„Das genickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht.“ Wenn wir auf Gott schauen, gewinnen wir eine neue Sichtweise, sagt uns der Prophet Jesaja. Selbst da, wo wir uns wertlos und nutzlos vorkommen, zeigt er uns, wie viel wir ihm wert sind, verleiht er uns den Atem, der uns wieder Luft zum Leben gibt.
„Das genickte Rohr zerbricht er nicht.“ Tatsächlich, Gott liebt auch unsere Bruchstellen.

Diakon Gerrit Schulte