Glaube, Begeisterung, Kalkül
Bibelfenster zum 12. September 2013:
In jener Zeit als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? (Einheitsübersetzung)
Einheitsübersetzung, Lukas 14,26ff
Vorbilder im Glauben – da sind wir uns schnell einig – sind Menschen die begeistert sind von Jesus Christus und darum andere begeistern und mitziehen können. Menschen, von denen ein Funke überspringt: „Burning Persons“. Umso frappierender ist das Evangelium des heutigen Sonntags. Jesus stellt in diesem die Rahmenbindungen für Menschen klar, die ihm ganz nachfolgen wollen, um seine Sendung mit ihm zu teilen. Viele sind ein Stück mit ihm gegangen, an Interessierten und von ihm angezogenen Menschen scheint es nicht zu mangeln. Doch Jesus sucht mehr, er sucht diejenigen, denen er das anvertrauen und übertragen kann, was er selbst lebt. Und in diesem Zusammenhang setzt er nicht auf die Begeisterten sondern auf diejenigen, die die Sache Jesus für sich durchrechnen können, die Kosten-Nutzen-Denker, die sich das Projekt Jesus nach ökonomischen Prinzipien anschauen und die ihre Ressourcen kalkulieren können. Eher Verwalter als Propheten.
Warum eigentlich? Jesus will keine Begeisterung im Sinne eines faszinierenden Ideals auslösen, das zwar anzieht, aber schnell zum Strohfeuer werden kann, wenn es auf der Ideenebene stecken bleicht. Jesus will eine praktische Veränderung der Verhältnisse durch seine Verkündigung erreichen. Er will die Welt verbessern und Menschen erfahrbar Heil zuwenden.
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Glaube bewirkt aber nur dann etwas in der Realität, wenn diese auch in den Blick genommen und bedacht wird. Deshalb müssen Menschen, die auf Jesus ihr Leben aufbauen wollen, sich schon fragen, wieviel sie zu investieren bereit sind. Wie weit sie gehen wollen und wie weit nicht. Wo sie ihre Grenzen und ihre Möglichkeiten sehen. Ein sehr nüchterner Blick auf das Leben.
Aus der Geschichte der Orden und Geistlichen Gemeinschaften wissen wir, dass diese allein durch die Begeisterung der Gründungszeit nicht zukunftsfähig sind, sondern nur dann, wenn sie ihr Nachfolgeideal und den nüchternen und pragmatischen Blick auf die Verhältnisse, in der das Ideal gelebt werden soll, zusammenbringen.
Was aber passiert, wenn wir zu dem Ergebnis kommen: Jesus, es tut mir leid, bis hier und nicht weiter. Meine Mittel reichen für dein Projekt nicht? Dann nehmen wir Gott und uns selbst ernst und entwickeln eine Gottesbeziehung, in der Begeisterung und Nüchternheit zusammenkommen. Nur so, denke ich, wird unser Glaube die Wirklichkeit berühren und verändern. Spannend.
Ina Eggemann