Göttliche Vollmacht
Bibelfenster zum 28. Februar 2012:
Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Einheitsübersetzung, Markus 2, 1-12
Hut ab vor den vier Männern, die nichts und niemand daran hindern kann, ihren Freund zu dem Wunderheiler Jesus zu bringen, damit er ihn gesund mache. Als sie nicht durch die Tür ins Haus hineinkommen, wo Jesus von Menschen umringt ist, steigen sie eben mit der Krankenbahre aufs Dach! Und als es nicht genügt, das Dach sauber abzudecken, schlagen sie auch noch die Zwischendecke durch und lassen den Kranken auf seiner Bahre vor Jesus nieder.
Was mag Jesus gedacht haben, als ihm da mitten in seine Verkündigung, in sein Reden mit den Menschen plötzlich einer quasi aus dem Himmel vor die Füße fällt? Welcher Glaube! Welches hemmungslose Vertrauen! Vier gestandene Männer setzen alles auf eine Karte – nicht für sich, sondern um ihren Kumpel zu retten. Sie warten nicht geduldig, sie stellen sich nicht hinten in der Schlange an – sie wollen zu Jesus!
Das Bibelfenster
Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.
Haben Sie eine Frage? Eine ganz andere Idee zum Thema? Oder möchten das Bibelfenster als kostenlosen Newsletter abonnieren?
Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de
Und Jesus? Kein Vorwurf, keine Zurechtweisung, weil sie nicht Rücksicht auf die anderen nehmen. Jesus sieht nur diesen Glauben. Er ist tief im Herzen berührt von ihrem grenzenlosen Vertrauen und steht plötzlich in göttlicher Vollmacht vor allen. Er sagt einen Satz, mit dem niemand gerechnet hat: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“
Das ist ein Wort, das nur Gott sprechen kann. Damit haben die im Geheimen aufbegehrenden Schriftgelehrten völlig Recht. Nur Gott kann Sünden vergeben. Aber das ist ja das Gewaltige und Bewegende in dieser Begegnung. Der Glaube der Männer hat in Jesus nicht nur Mitleid mit dem Kranken geweckt. Dieser Glaube hat in Jesus seine göttliche Macht herausgefordert. Er offenbart sich als der Messias, als der Mensch, in dem Gottes Herrschaft in diese Welt gekommen ist, um sie zu heilen. Wenn Jesus anschließend auch noch die lahmen Glieder des Mannes zum Leben erweckt, so ist das wie der letzte Beweis seiner göttlichen Vollmacht und Liebe, die den Menschen an Leib und Seele heilt. Auch heute noch.
Ruth Kreuzberg