Gott hat viele Wohnungen
Bibelfenster zum 23. Mai 2014
Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Einheitsübersetzung, Johannes 14,1-12
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren“ – Eine Einladung, ein Wunsch an uns, der angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen, kriegerischer und gewalttätiger Auseinandersetzungen gar nicht so leicht umzusetzen ist. Immer neu müssen wir unseren Standpunkt finden, uns eine Meinung bilden und sie vertreten, uns für etwas entscheiden, von dem wir oft nicht wissen, wie lange es halten oder tragen wird. Woran orientieren?
Jesu Rezept gegen Verwirrung: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Das Haus bzw. die Wohnung – für mich ein kraftvolles Bild: fester Boden unter den Füßen, vier Wände drum herum und ein schützendes Dach über dem Kopf. Geborgenheit, Sicherheit, Wärme. Zuflucht, in die ich immer wieder zurückkehren kann, aber auch Nest, von dem aus ich meine Flügel ausbreite und die Welt erkunde.
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Das hat Gott zu bieten: Heimat, die mir Orientierung gibt in all den Verwirrungen des Lebens. Eine sichere Wohnstatt, von der aus ich mich auf die Wagnisse des Unbekannten einlassen kann. Festen Boden unter den Füßen, auf dem ich Lösungsoptionen abwägen kann. Schützende Wände, die mir den Blick über den Tellerrand eröffnen. Ein Dach über dem Kopf, mit dem ich Gräben überwinden kann. Stabilität, auf der ich Veränderungen ausbalancieren kann.
Meine Erfahrung: Das klingt klasse, tröstlich und ermutigend! Aber es ist auch unheimlich schwer, weil ich nach dem Unbegreiflichen greifen muss, loslassen muss, woran ich mich sonst festmache, wie Gesundheit, Erfolg, Ansehen, weil es selten leichter ist, dem Weg Jesu zu folgen, als mit dem Strom zu schwimmen. Zum Glück gibt es im Haus des Vaters viele Wohnungen, so dass ich nicht alleine gegen den Strom schwimme. Zum Glück ist Glaube nicht Leistung, sondern Geschenk. Zum Glück finde ich immer wieder Menschen, die mir ein Licht anzünden, so dass ich das Haus des Vaters leichter wiederfinde.
Und, da bin ich sicher: Auch wenn ich mal wieder auf Wohnungssuche bin – weil der Boden unter mir wackelt – die Wohnung im Haus des Vaters wird nicht weitervermietet, sondern wartet sehnsuchtsvoll auf meine Rückkehr.
Inga Schmitt, Pastoralreferentin