Gottes gute Absichten
Bibelfenster zum 13. Dezember 2013:
Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Er richtet nicht nach dem Augenschein und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er, sondern er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes. Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib. Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf; sein Wohnsitz ist prächtig.
Einheitsübersetzung, Jesaja 11,1-10
Selten hat mich die Natur so mitgenommen wie am 18. Januar 2007, als der Orkan Kyrill wütete und den Wald vor unserem Haus Ohrbeck innerhalb von 20 Minuten verwüstete. Selten hat mich aber auch die Natur so berührt, als im Frühjahr dann aus den vielen abgeknickten Baumstümpfen neue Triebe hervorkamen. Das Leben blühte in der Verwüstung neu auf.
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Es ist ein nahe gehendes Zeichen, wenn es aus einem Baumstumpf ein neuer Trieb kommt, wenn es verwüsteter Erde neues Leben aufbricht, wenn die Blumen wieder kommen und Blüten aufbrechen. Diese Symbolerfahrung wird für Jesaja in der schweren Zeit des Exils, das Israel wie ein Orkan getroffen haben muss, zu einem Zeichen der Hoffnung. Was unter den Umständen des Exils unmöglich scheint, dass Israel noch einmal in seine Heimat zurückkommen kann, das ist für Jesaja nicht das letzte Wort Gottes. Er schöpft zum Staunen aller im Exil Lebenden aus den Naturbildern und der Erinnerung an die Kraft des Lebens, das von Gott kommt, Hoffnung auf Heimkehr, geschenkt von eben diesem Gott. Das Naturbild ist fast ein Realsymbol der Leben schaffenden Kraft Gottes.
Es lohnt sich für diesen Sonntag, sich dieses Bild vorzustellen oder sich an aufsprossende Zweige aus Baumstümpfen zu erinnern, mit keinen anderen Ziel als diesem: einfach um über die Kräfte der Natur und über die guten Absichten Gottes adventlich zu staunen.
Pater Franz, Haus Ohrbeck