Hand in Hand
Bibelfenster zum 19. Februar 2015
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es – werde rein!
Einheitsübersetzung, Markus 1,40-41
In Osnabrück hat ein Bündnis aus Studenten, Mitgliedern von Kirchengemeinden und unterschiedlichsten Aktionsgruppen in den vergangenen Monaten mehr als zwanzig Abschiebungen verhindert. Menschen jeden Alters sind dabei, die sich berühren lassen von den Leidenswegen und Schicksalen der Flüchtlinge; sie wollen aufmerksam machen auf Rechtsnormen, die wenig Rücksicht nehmen auf humanitäre Belange. Ihr Vorgehen ist ebenso einfach wie friedlich. Sie blockieren die Zugänge der Unterkünfte. Durch ihr Handeln missachten sie Regeln.
Der Aussätzige im Evangelium macht es ebenso. In seiner Not missachtet er die Abstandsgebote, die ihm jeden Kontakt mit anderen verbieten. Und Jesus? Er lässt sich berühren vom Leid des Menschen, er hat Mitleid. Er bleibt nicht in sicherer Entfernung: Er streckt die Hand aus, berührt ihn! „Ich will es – werde rein!“ Dann weist er ihn auf die Vorschriften des Mose zur Reinigung hin, damit er auch offiziell wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden kann.
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Aussatz bedeutete damals Ausgrenzung. Das war der soziale Tod. Gegen alle Regeln berührt die Hand Jesu den Kranken; führt ihn so wieder in die Gemeinschaft, in ein neues Leben. Auf seine Art will das Osnabrücker Bündnis gegen Abschiebungen das Gleiche. Die Aktiven bleiben nicht in sicherer Entfernung; sie machen sich angreifbar. Hand in Hand stellen sie sich den Abschiebungen und der Gleichgültigkeit entgegen. Die Behörden lassen das bisher zu: Friedensstadt Osnabrück.
Gerrit Schulte, Diakon