Hier bin ich
Bibelfenster zum 4. März 2015
Nach diesen Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar. Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten. Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar. Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich habe bei mir geschworen – Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde einnehmen. Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.
Einheitsübersetzung, 22,1-2.9-13.15-18
„Hier bin ich“ – das ist in der Bibel die Antwort eines Menschen, der sich von Gott angesprochen, angerufen, herausgefordert weiß.
„Hier bin ich!“ – so antwortet Abrahmen, wo Gott verrückt zu spielen scheint und von ihm fordert, den Sohn der Verheißung zu opfern.
„Hier bin ich!“ – so antwortet Mose, wo Gott ihn im brennenden Dornbusch anspricht und beauftragt, das Volk Israel aus Ägypten herauszuführen.
„Hier bin ich!“ – so antwortet Samuel, wo er im Tempel von Gott berufen wird und erst lernen muss, die Stimme eines Menschen, in diesem Fall des Priesters Eli, von der Stimme Gottes zu unterscheiden.
„Hier bin ich!“ – so antwortet der Prophet Jesaja, wo Gott ihn zum Prophetendienst beauftragt.
„Hier bin ich!“ – so antwortet Hananias, wo er den Auftrag erhält, den Christenverfolger Saulus in Damaskus zu aufzusuchen.
Mit dem Wort „hier bin ich“ öffnet sich der Mensch mit allem, was er hat und ist, für den Anruf Gottes. Er erklärt seine Bereitschaft, sich auf das einzulassen, was ihm von Gott her zugemutet wird.
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Bis in die Gegenwart ist dies die Antwort eines Menschen, wenn er z.B. im Rahmen einer Priesterweihe oder der Feier einer Ordensprofess mit Namen aufgerufen wird und sich für den Dienst als Priester oder Mitglied in einem Orden zur Verfügung zu stellen.
„Hier bin ich“ – das ist ein schönes Wort, wenn z.B. ein Kind nach der Mutter oder dem Vater fragt, wenn der Mann nach der Frau oder umgekehrt fragt, wenn in der Gemeinde eine Aufgabe zu übernehmen ist, und wenn dann diese Antwort kommt. Sie ist immer mehr als nur eine Ortsangabe. Im „hier bin ich“ kommen Freiheit, Kraft und Selbstbewusstsein ins Spiel des Miteinander.
Ein Vorschlag für die Fastenzeit und darüber hinaus: Wenn der Tag mit seinen Anforderungen und seinem typischen Profil beginnt, sich in einem Augenblick der Sammlung hinstellen und mit der Kraft des Herzens und des Verstanden dem Tag die Antwort geben: „Hier bin ich!“
Pater Franz Richardt, Haus Ohrbeck