Hosanna!

Bibelfenster zum 28. März 2013:

Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger. 

Einheitsübersetzung, Jesaja 50,4

Buonasera – Guten Abend! Ohne Prunk und ohne Pathos hat der neue Papst die Welt begrüßt. Ein einfaches aber aufmunterndes Wort verbunden mit einer großartigen Geste: der Papst verbeugt sich vor den Menschen und bittet um ihren Segen und ihr Gebet, erst dann wird er für sie den Segen Gottes erbitten. Ein weiteres Mut machendes Wort war die Wahl seines Namens: Franziskus – Erneuerer der Kirche, Diener der Menschen, Bruder der Armen, Hüter der Schöpfung.

Eine Welle der Zuneigung trägt den neuen Papst schon nach wenigen Tagen. Hundertausende jubeln ihm zu. Die Medien verzeichnen jeden seiner kleinen Schritte: er trägt keine roten Schuhe, kein goldenes Brustkreuz, er schert sich nicht um Sicherheit und Protokoll, er sucht den Kontakt zu den Menschen… Hosanna Rufe wohin man hört. Die Massen jubeln. Ungeheure Erwartungen richten sich an den neuen Papst aus Argentinien. Spiegel online verzeichnet einen Obama-Faktor, wenn nicht gar einen Gorbatschow Effekt: „Mit vielen Hoffnungen, aber auch der Gefahr großer Enttäuschung, wenn die Erwartungen auf der Strecke bleiben sollten.“

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Das kennen wir schon vom Palmsonntag: Mit den Hosanna Rufen verbinden sich all die enttäuschten Hoffnungen auf Freiheit und politische Erfolge für Israel, aber der Gottesknecht reitet kein Schlachtross, sondern einen Esel, er sucht nicht die weltliche Macht, sondern den dienenden Abstieg der Liebe. Den Jubelrufen folgt bald schon das „Kreuzige ihn!“ Und unter dem Kreuz stehen nicht mehr die Menschenmengen, sondern nur noch Maria und Johannes.

Am Ende zählen eben nicht die wankelmütigen Massen, die heute hochjubeln und morgen niederschrei(b)en. Der neue Papst hat schon mehrfach gesagt, dass es um Jesus Christus geht, um seinen Dienst am Menschen, wie es Paulus im Philipperbrief überliefert, den wir an diesem Sonntag hören. Wer so lebt und wirkt, kommt zu Inhalten, die der Kirche nach einer langen Nacht einen neuen Morgen schenken können. „Jeden Morgen weckt er mein Ohr.“ Wenn wir uns nur wirklich auf Franziskus einlassen – und nicht nur dort, wo wir erleichtert Hosanna rufen, dann kann der neue Papst die vielen Müden stärken.

Buongiorno Papa Francesco – Guten Morgen, Papst Franziskus! Begleiten wir ihn mit unseren Gebeten. Wie wäre es mit dem schönen Sonnengesang vom Bruder Feuer persönlich…

Diakon Gerrit Schulte