Immer wieder fragen

Bibelfenster zum 22. August 2012:

„Ich bin das Lebensbrot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, damit diese Welt leben kann.“ Das löste unter den Juden eine Auseinandersetzung aus. Sie fragten: „Wie kann dieser Mensch uns denn seinen Leib zu essen geben?“ Jesus antwortete ihnen: „Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr den Leib des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr keinen Anteil am Leben.“ 

Basisbibel, Johannes 6, 51-53

„Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen“ – dieses bekannte Goethe-Zitat kam mir beim Lesen des Bibeltextes in den Sinn.

„Ich bin das Lebensbrot. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Leib. Ich gebe ihn hin, damit diese Welt leben kann.“ – Bei den Zuhörern Jesu lösten diese Worte einen Konflikt und schließlich die Frage aus: Wie kann dieser uns seinen Leib zu essen geben?

Ist das nicht eine naheliegende und damit auch: eine gute Frage?
Wird sie nicht ähnlich von kritischen Zeitgenossen gegenüber der katholischen Eucharistiefeier aufgeworfen, wenn sie anfragen, ob hier nicht ein abstruser kannibalistischer Akt als Erlösungsritual verkauft wird? Stellen nicht manchmal auch Kinder diese Frage, wenn sie in ihrem anschaulichen Denken ganz konkret wissen wollen: „Tut es Jesus nicht weh, wenn ich das Brot kaue?“

Wenn man sich auf die materialistische Schiene begibt und den Leib Jesu als Körper und das Lebensbrot als Essen versteht, dann kann das Angebot Jesu, sich für uns zur Nahrung zu machen, nur zu Fragen führen, die nutzloses Kopfzerbrechen bereiten.

Jesu will mit seinen Worten aber eine Wirklichkeit ansprechen,  die nur im Glauben an ihn und in der Beziehung zu ihm wahr und bedeutsam wird: Er verspricht uns, dass seine Hingabe unser Leben speist und nicht nur wir, sondern eben auch diese Welt, an deren Nöten und Abgründen wir verzweifeln könnten, daraus leben kann.

Vielleicht ist die Frage Marias, Mutter Jesu, eine gute Frage. Von ihr erzählt die Bibel, sie sei überwältigt worden von der Ankündigung, ausgewählt zu sein, Mutter des von allen erwarteten Retters zu werden. Sie wollte einfach nur wissen, wie das Ganze in die Gänge kommt und Wirklichkeit wird: „Wie soll das geschehen?“

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Jesus müht sich im Dialog mit seinen Zuhörern, die eher zweifelnd und empört „Wie“ fragen, darum, auf dieses „Wie“ einzugehen, das offen für das Angekündigte ist, aber tiefer verstehen will: Ich schaffe eine gegenseitige tiefe Bindung – ihr bekommt Anteil an mir, an meinem Leben.

Ich bin noch nicht am Ende mit der Suche nach der richtigen Frage, die mich zur Antwort führt, wie Jesus ganz praktisch das Lebensbrot für diese Welt ist. Aber ich kreise die möglichen Fragen ein: sie sollten sich um die Beziehung zu Jesus selbst drehen. Augenscheinlich kann es in ihr einen so tiefen Austausch und eine so tiefe gegenseitige Anteilnahme geben, dass viele Einzelne Teil einer Bewegung von Menschen werden, die sich mit Liebe, Großherzigkeit und Mut für eine bessere Welt einsetzen.

Ina Eggemann