Jeder kann etwas beitragen

Bibelfenster zum 10. September 2015

Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen. Denn in der Wüste bricht Wasser hervor und Bäche in der Steppe. Und die Wüstenglut wird zum Teich und das dürre Land zu Wasserquellen.
Elberfelder Bibel, Jesaja 35,4-7a

Ob wir die Zeitung aufschlagen, den Fernseher oder das Radio einschalten: die Nachrichten sind bestimmt vom nicht abreißenden Strom von Flüchtlingen, die gezwungenermaßen in Europa eine neue Heimat suchen. Die Risiken und die damit verbundenen Zustände auf der Flucht sind unvorstellbar. Und willkommen sind die Flüchtlinge bei uns auch nicht bei allen.

Da klingt die Verheißung im Buch Jesaja fast schon höhnisch und ich frage mich, ob wir nicht weiter denn je von diesem zugesagten Heil entfernt sind. So viele scheinen die Augen und Ohren vor den Nöten nicht nur der Flüchtlinge zu verschließen. Die Bürokratie lähmt Bemühungen, gute Lösungen für die Flüchtlinge zu finden. Viele jammern darüber, wie viel Geld uns die Menschen kosten werden. All das setzt sich medial laut in Szene.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Zum Glück gibt es daneben auch die Nachrichten darüber, wie beispielsweise am Münchener Hauptbahnhof hunderte Freiwillige helfen, ankommende Flüchtlinge mit dem Nötigsten versorgen. Das sind Menschen, die bereit sind, hinzusehen und hinzuhören, die sich in Bewegung setzen und ihren Mund aufmachen, die das Notwendige tun und damit Not wenden. Vielleicht wirkt das wie ein Tropfen auf heißem Stein; wenn sich der aber verstetigt, könnte er den Stein auf Dauer aushöhlen. Hier wird die Verheißung im Jesajabuch ein bisschen real und greifbar.

Deshalb bleiben für mich diese alten Worte, die scheinbar so selten unsere Realität beschreiben, starke Worte gegen Resignation und Angst, ermutigende Worte für mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität, traumhafte Worte zur Bekräftigung, dass nichts bleiben muss, wie es ist, sondern besser werden kann. Weil es letztendlich besser sein soll, nämlich gut für alle. Und dazu kann jede und jeder etwas beitragen.

Inga Schmitt, Pastoralreferentin