Jesus liebt Verlierer
Bibelfenster zum 4. Juli 2014
In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!
Einheitsübersetzung, Johannes 21,15-17
Jesus, der Herr, der alles weiß, fragt seinen Jünger Petrus, ob dieser ihn liebt. Er fragt das aber nicht einfach, um eine Antwort zu bekommen, denn die bekommt er direkt nach dem ersten Mal. Er fragt Petrus aber drei Mal! Vielleicht, um zu zeigen, welch große Aufgabe, welch immense Verantwortung ihm übertragen wird, weil Jesus ihn als verantwortlichen Hirten der großen Herde haben möchte. Vielleicht fragt er auch mehrfach, weil er in Sachen Petrus doch lieber auf Nummer sicher gehen will, denn schließlich hat Petrus Jesus dreimal verleugnet…
Es ist schon interessant, dass Jesus ausgerechnet den Jünger für das oberste Hirtenamt auserwählt, der ihn verleugnet hat. Mal ehrlich: Wenn ich Geschäftsführerin wäre und meine Angelegenheiten jemand anderem überlassen müsste – ich würde wohl den wählen, dem ich am meisten vertraue. Aber Jesus tickt in solchen Dingen eben einfach anders: Er begibt sich zu denen, mit denen niemand etwas zu tun haben will, solidarisiert sich mit denen, die es am schwersten haben und scheint irgendwie immer genau das zu tun, was die Gesellschaft nicht tut oder tun würde. So vertraut er auch gerade dem die wichtige Aufgabe an, der ihm in der Not nicht die Treue gehalten hat; macht also quasi den Versager zum Chef.
Und wie gehen wir mit denen um, die nicht das „leisten“ oder schaffen, was wir erwarten? Wie gehen wir mit „Versagern“ oder „Verlierern“ um? Ich glaube, wir sollten uns Jesu Art damit umzugehen als Vorbild nehmen!
In Bezug auf die großen gesellschaftspolitischen Themen: Uns, die wir in einem reichen Staat leben, darf es z.B. nicht egal sein, woran es den unzähligen „Verlierern“ bei der WM, den Armen in Brasilien, fehlt: an einer fairen Chance auf gute Bildung und an einem alle absichernden Gesundheitssystem! Dafür fehlen dem Staat die Mittel, aber in die WM werden Unmengen von Geld gesteckt.
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Ich finde aber auch erschreckend, wie aktuell in den Medien mit den unerwarteten Verlierern der WM umgegangen wird. Schlimm genug für die Spanier als amtierende Welt- und Europameister, dass sie bereits nach der Vorrunde der WM ausgeschieden sind, aber ich finde es unerträglich, dass die mediale Gesellschaft mit Freude und großem Engagement auch noch drauf haut. Mit „lustigen“ Bildern, dummen Sprüchen und Hohn und Spott vom Feinsten.
Alle sind tief erschrocken, wenn Jugendliche ein Video machen, auf dem ein Mädchen verprügelt wird; auch noch getreten wird, während sie bereits am Boden liegt und viele andere auch noch drum herum stehen und einfach zuschauen. Aber wenn medial etwas ähnliches passiert, scheint niemand zu merken, dass auch derartige Verletzungen weh tun und ein Klima befördern, dass Verlierer immer nur noch tiefer runter drückt.
Ich würde mich freuen, wenn „unsere Jungs“ bei der WM in Brasilien weit kommen, aber ich hoffe auch, dass sie, wenn sie vor dem Ziel scheitern, noch immer „unsere Jungs“ sind…
Eva Schumacher