Kommt alle zu mir

Bibelfenster zum 9. Juli 2014

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“

Einheitsübersetzung, Matthäus 11, 28-30

In der evangelischen Schlosskapelle in Bad Iburg findet man ein Bild, dass der Hofmaler Carl Oesterley (1805-1891) im Auftrag von Georg V. (1819-1878), König von Hannover, gemalt hat. Einige Jahre diente das Werk dort als Altarbild. Der Nazarener-Stil wird heute zumeist als kitschig empfunden. Das Bild in Bad Iburg ist aber in jedem Fall wegen seines ungewöhnlichen Motivs ein Hingucker. Es illustriert das berühmte Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Wenn man sich ein wenig damit befasst, beginnt das Gemälde zu sprechen: Ohne Frage gibt es einen Zusammenhang zwischen Georgs Schicksal und dem Motiv des Gemäldes. Georg, nach dem gemeinsam mit seiner Frau Marie die „Georgsmarienhütte“ bei Osnabrück benannt ist, erblindete im Alter von 13 Jahren vollständig. Mit seinem Namen verbindet sich (nach alten klösterlichen Anfängen) seit 1862 auch der Beginn der bis heute bestehenden Psychiatrischen Kliniken auf dem Gertrudenberg in Osnabrück.

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Das Gemälde zeigt den Erlöser Jesus Christus als Sinnbild seiner Kirche. Mit weit geöffneten Armen lädt er alle ein, die von Not, Krankheit und Sorge gezeichnet sind: Die Mutter mit ihrem sterbenden Kind, den zerrissen gekleideten Armen, den Behinderten mit Krücke, den Schuldbeladenen und Gefangenen, die alte Frau mit ihrer pflegenden Angehörigen – im Hintergrund ringen Soldaten die Hände zum Himmel auf den Schlachtfeldern dieser Erde. Unwillkürlich denkt der Betrachter hier an das Wort von Papst Franziskus, der die Kirche auffordert, eine offene und einladende Kirche zu sein – besonders für die Mühseligen und Beladenen. Auch sein Wort von der Kirche als „Feldlazarett“ drängt sich auf. Einer Kirche, der es um die Heilung und Pflege der Verwundeten und Kranken gehen muss.
Die Leiden der Menschen ändern sich offenbar nur wenig im Lauf der Geschichte. Das ist eine bedrückende Erkenntnis. Der Mensch fliegt zum Mond, aber der Weg zum Nachbarn in Not ist oft zu weit. Und manche Tür bleibt Menschen auch in den Kirchen verschlossen. Dabei lädt Jesus doch sie alle mit einem wunderbaren Trostwort ein, bei ihm Ruhe zu finden: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Gerrit Schulte

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