Unser Konkurrenzverhalten

Bibelfenster zum 22. September 2015

Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:  Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Einheitsübersetzung, Markus 9,30-37

 

Es wirkt etwas lächerlich, wenn erwachsene Männer sich darüber streiten, wer von ihnen der Größte ist. Kinder streiten sich so. Oder sie bringen Vater und Mutter oder den großen Bruder ins Spiel: „Mein Vater kann aber besser Auto fahren.“ „Mein Bruder kann aber schneller laufen.“ Und wie die Angebereien dann heißen mögen.

Trotzdem: Konkurrenzgefühle und Konkurrenzverhalten sitzen tief – auch in Erwachsenen. Mancheiner zieht sein Selbstwertgefühl aus dem Vergleich mit anderen. Weil das Niedrigere, das Schwächere unter ihnen ist, können sie das Gefühl bekommen, höher zu stehen, besser oder wertvoller zu sein.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Nun gehört Konkurrenzverhalten von Anfang an zum Leben dazu. Was wäre die Welt ohne Konkurrenz? Ein entscheidendes und unterscheidendes Kriterium im Konkurrieren bleibt, ob sich ein Mensch die Unabhängigkeit vom Blick auf andere oder vom Urteil durch andere bewahrt, ob er seinen Wert in sich selber spürt und seine Bedeutung nicht aus dem Vergleichen mit anderen ziehen muss.

Es ist ein Zeugnis von Reife und Eigenständigkeit, wenn man um seinen Platz in dieser Welt und im Miteinander mit anderen weiß – ohne mit Überheblichkeit auf andere herabzublicken oder mit Minderwertigkeitsgefühlen zu ihnen aufzublicken.

Jesus meint: Das, was der Mensch vor Gott ist, das macht seinen Wert aus. Und diesen Wert hat ein Kind genauso wie ein Erwachsener.

Pater Franz Richardt