Leben. Hier. Jetzt.
Bibelfenster zum 8. August 2013
Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.
Einheitsübersetzung, Lukas 12,13-21
Scharfe Worte, die Jesus wählt: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“ Dabei will der Bauer doch lediglich seine Ernte gut unterbringen, für die Zukunft vorsorgen und Sicherheiten schaffen. Wer will das nicht? Was ist daran verwerflich? Ich denke an meine Möglichkeiten zur Altersvorsorge: Bausparvertrag, Riester-Rente, Lebensversicherung. Alles nicht in Gottes Sinn?
Doch. Ich glaube, die Kritik geht in eine andere Richtung. Der Bauer wähnt sich in falscher (Selbst-) Sicherheit, will mehr und mehr Besitz anhäufen und ist dabei von Habgier getrieben. Dabei missachtet er die Möglichkeit des plötzlichen Todes. Genau darauf will Jesus aufmerksam machen. Hänge dein Herz nicht an vergängliche Dinge! Das letzte Hemd hat keine Taschen. Lebe im hier und jetzt!
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Auch lehrt das Gleichnis den Blick für den Nächsten: Nicht unser Besitz und unsere Güter müssen stetig wachsen, sondern unsere Werte: Nahrung für alle, Menschlichkeit, Schöpfungsverantwortung. „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden.“ (Lukas 6,38)
Das alttestamentliche Verbot der Nachlese, von dem im Buch Levitikus die Rede ist, beschreibt genau das: „Wenn ihr die Ernte eures Landes einbringt, sollt ihr das Feld nicht bis zum äußersten Rand abernten. Du sollst keine Nachlese von deiner Ernte halten. In deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten und die abgefallenen Beeren nicht einsammeln. Du sollst sie dem Armen und dem Fremden überlassen.“ (3. Mose 19,9-10)
Ähnliches im Buch Exodus: „Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln. Aber im siebenten Jahr sollst du es ruhen und liegen lassen, dass die Armen unter deinem Volk davon essen; und was übrig bleibt, mag das Wild auf dem Felde fressen.“ (2. Mose 23,10–12)
Das Gleichnis lehrt noch mehr: Dankbarkeit zum Beispiel, auch Gelassenheit und Genügsamkeit. Statt nur an sich zu denken und im Stillen Pläne zu schmieden, hätte der Bauer ein Dank-Gebet sprechen können. „Danke Gott, dass Du mir eine reiche Ernte geschenkt hast. Danke, dass Du für mich sorgst und an mich denkst.“ Ich kann gelassen aber auch genügsam sein, und muss mich nicht sorgen. Gott gibt „soviel du brauchst“ (2. Mose 16,18).
Katharina Deuling