Platz für Neues

Bibelfenster zum 29. Oktober 2015

Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Einheitsübersetzung, Markus 10,46-52

Ein Blinder macht Geschrei und die Leute rundherum werden ärgerlich. Aber Jesus bleibt stehen und geht auf diese Art der Kommunikation ein. Statt: „Halt die Klappe! Oder Ruhe, dahinten!“ sagt er: „Ruft ihn her!“ Als der blinde Mann vor ihm steht und nicht mehr geschrien werden muss, ist Platz für Neues. In diesem Fall für eine seltsame Frage: „Was soll ich dir tun?“

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Wenn das nicht mal auf der Hand liegt! Der Blinde will wieder sehen können, ist doch klar. Und tatsächlich, in dieser Klarheit antwortet er auch. Aber er stellt etwas voran: „Rabbuni – Mein Lehrer, mein Meister!“ Damit zeigt er: Ich weiß, wer ich bin und ich weiß, wer du bist. Und in diesem Wissen sage ich dir, was ich möchte.
Habe ich meine eigenen Dinge so klar? Wer ist Jesus Christus für mich? Und: Was will ich eigentlich von ihm? Gott scheint froh über Menschen, die laut nach ihm rufen und anschließend ihre Not formulieren können. Über Menschen, die wissen, was sie von ihm wollen. Im Evangelium sagt Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen!“ Könnte heißen: „Deine laute, drängende, starke Kraft, etwas von mir zu erwarten, hat dir geholfen. Diese Kraft schafft Platz für Neues.“

Martina Kreidler-Kos,
Frauenseelsorge/Ehe- und Familienpastoral