Was für eine drastische Intensität!
Bibelfenster zum 30. September 2015
Wenn deine Hand etwas tut, das deine Beziehung zu Gott stört, dann haue sie ab. Es ist besser, als Krüppel in das Leben einzugehen als mit zwei Händen in die ewige Gottverlassenheit, die ewige Verzweiflung. Und wenn dein Fuß dich irgendwohin trägt, wo du Gott nicht angehören kannst, dann hacke ihn ab. Es ist besser, lahm ins Leben, in die Herrlichkeit des göttlichen Reiches einzugehen, als mit zwei gesunden Füßen in den ewigen Kerker. Und wenn dein Auge etwas sehen möchte, das du nur sehen kannst, wenn du Gottes Willen missachtest, dann reiß es aus. Es ist besser, einäugig in das Reich des göttlichen Lichtglanzes einzugehen als mit zwei Augen in das Reich der Finsternis, in dem der ewig fressende Wurm haust und das unlöschbare Feuer brennt.
Übertragung Jörg Zink, Markus 9,43-48
Dieses Evangelium erschreckt mich. Das ist radikal, um nicht zu sagen brutal. Was für ein Bild gebraucht Jesus da? Ruft auf, sich lieber selbst zu verstümmeln, Sinne und Fähigkeiten dranzugeben, freiwillig lahm, blind und gehandicapt durchs Leben gehen, als – ja was – als Gott zu verlieren. Was für eine drastische Intensität!
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Etwas Grausames, Fremdes, Düsteres steht in diesem biblischen Klartext auf der einen Seite – auf der anderen etwas Wunderschönes, Warmes, Liebevolles: Verzweiflung neben Leben, Gefängnis neben Herrlichkeit, Finsternis neben Lichtglanz.
In diesem Text ist nichts lauwarm oder müde, die Bilder sind stark, grell, unüberhörbar, deutlich. Eingebettet in Jesu liebevollen Blick auf Menschen und Leben, tun solche Bilder uns gut. Sie rütteln wach, sie stören auf, sie spornen an: nicht zu zerstören, sondern radikal zu lieben!
Martina Kreidler-Kos (Frauenseelsorge, Ehe- und Familienpastoral)