Sag es wahr!

Bibelfenster zum 1. Oktober 2014

Dann sagte Jesus: „Was meint ihr zu folgender Geschichte? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er sagte zu dem einen: ‚Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!‘ – ‚Ich will nicht‘, erwiderte der Sohn; später aber überlegte er es sich und ging doch. Dasselbe sagte der Vater auch zu seinem anderen Sohn. ‚Ja, Herr‘, antwortete der, ging aber nicht. Wer von den beiden hat nun nach dem Willen des Vaters gehandelt?“ – „Der Erste“, antworteten sie. Da sagte Jesus: „Ich versichere euch: Die Zolleinnehmer und die Prostituierten werden eher in die neue Welt Gottes kommen als ihr. Der Täufer Johannes ist gekommen und zeigte euch, was ihr jetzt tun müsst, um Gottes Willen zu erfüllen,  aber ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zolleinnehmer und die Prostituierten haben ihm geglaubt! Aber ihr – nicht einmal als ihr das gesehen habt, habt ihr euch besonnen und ihm Glauben geschenkt.“

Bibel 2000, Matthäus 21, 28-32

 

Als Rabbi Eliezer einem Schüler riet: „Einen Tag vor deinem Tod sollst du umkehren“, da fragte dieser: „Weiß denn ein Mensch, wann er sterben wird?“ Rabbi Eliezer antwortete: „Er soll heute umkehren, weil er morgen vielleicht stirbt: So wird er sein Leben lang in Umkehr leben.“
So geht’s. Ich bin immer wieder fasziniert von der Weisheit, die in rabbinischen Gesprächen und Ratschlägen zutage tritt. Einfach, klar, hilfreich. Genauso bin ich davon angetan, was Papst Franziskus fast täglich bemerkt und uns in einfachen Worten mit auf den Weg gibt – heute im Evangelium: JA-Sagen und JA-Tun.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Der zweite Sohn im Gleichnis sagt geradeheraus auf des Vaters Bitte „Nein“; dann tut es ihm leid, und er geht doch zur Arbeit in den Weinberg. Er sagt Nein und tut Ja. Das schaut genauso aus wie das Verhalten des ersten Sohnes – bloß seitenverkehrt. In Wirklichkeit ist es unvergleichlich anders. Der erste hatte gelogen und damit einen Tatbestand geschaffen, der sich nie mehr verändern lässt. Der zweite ist ehrlich gewesen. Dann hat er gemerkt, dass es falsch war, was er gesagt hatte. Und er konnte den Fehler korrigieren. Den Ersten hat der Unterschied zwischen Sagen und Tun als Lügner entlarvt. Beim Zweiten hat derselbe Unterschied zwischen Sagen und Tun aufgedeckt, dass er trotz seiner anfänglichen Weigerung ein empfindsames Herz hatte.

Damit ist klar: Es ist nie zu spät, JA zu sagen und auch JA zu tun! „Gott freut sich über einen einzigen, der umkehrt, mehr als über 99 Gerechte.“ Da habe ich ja doch noch eine Chance…

Pastor Klaus Warning