Schluss mit Gemurre
Bibelfenster zum 27. März 2014:
Das Volk dürstete nach Wasser und murrte gegen Mose. Sie sagten: Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen? Mose schrie zum Herrn: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich.
Einheitsübersetzung, Exodus 17,1-7
Wie würden Sie ein mürrisches Gesicht zeichnen? Mundwinkel nach unten, Stirn in Falten? Oder hätten Sie eine Art Muster dafür vor Augen? Clint Eastwood etwa, im Film Gran Torino, dem der Abscheu gegen seine Umgebung porentief ins Gesicht geschrieben stand? Vielleicht ein Kind vor seinem Teller, nicht das Lieblingsessen, sondern genau das Gegenteil, eher ein Angriff auf die kindlichen Geschmacksnerven.
Vielleicht helfen die Vergleiche, sich die Israeliten auf ihrem Wüstenzug vorzustellen, die gegen den Herrn murrten, ihr Murren an ihrem Anführer Mose ausließen und diesen damit in die Verzweiflung trieben.
Murren ist eine interessante Form der Auflehnung – finde ich. Die Rebellion speist sich von Emotionen, die Kritik von Argumenten – das Murren dagegen ist eine subversive, hinterhältige Attacke, sie kläfft, beißt in die Hacken und macht mürbe. Der Mürrische versteckt seine Wut und knurrt nur vor sich hin, murren kann man ohne klare Worte zu machen, man meckert und nörgelt. Deswegen ist das Murren so schwer zu greifen und dem Mürrischen so schwer zu begegnen.
Der Wut kann man Sanftmut entgegensetzen, Argumente kann man einsehen oder widerlegen – aber gegen das Mürrischsein? Welches Kraut ist gegen eine Stimmung gewachsen, die alles schlecht machen will und zwar progressiv: immer schlechter! Beispielhaft nachzuverfolgen in der Bibelstelle vom murrenden Gottesvolk: Erst kommen die Vorwürfe, dann die Unzufriedenheit mit der Antwort des Mose, dann die Verzweiflung an der Situation überhaupt, um dann schließlich alles in Frage zu stellen, einschließlich des eigenen Weges mit Gott. Murren ist sozusagen der Rundumschlag der Unzufriedenheit und ihre Rechtfertigung – alles ist mies.
Das Bibelfenster
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Und was macht Gott? Liest man die Bibelstelle weiter, merkt man – er reagiert sehr pragmatisch auf das Murren. Er geht gar nicht darauf ein, sondern löst das Problem.
Gehen uns die mürrischen Israeliten etwas an? Mich ja, denn manchmal ist mein Murren so untergründig, dass ich es selbst nicht mehr fassen kann. Für das Weitergehen in der Fastenzeit finde ich daher die Frage Dietrich Bonhoeffers hilfreich: „Lass Dich fragen, ob Dein Herz durch Undank so mürrisch, so träge, so müde, so verzagt geworden ist“ – heißt es in einem seiner Texte.
Ina Eggemann