Alles nur Show

Bibelfenster zum 10. November 2011:

 Darauf wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gern grüßen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Einheitsübersetzung, Matthäus 23, 1-12

Alles nur Show! – So könnte man den Pharisäern und Schriftgelehrten vorwerfen: Sie tun nicht, was sie sagen. Sie bürden anderen etwas auf, rühren aber selbst keinen Finger. Ihre Glaubwürdigkeit wird hier angefragt. Eine Frage, die mich auch immer wieder bewegt: Wie glaubwürdig bin ich als Christ? Wie glaubwürdig ist und wirkt unsere Kirche? Ist also alles nur Show?

Ich glaube, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten ernsthaft darum bemüht waren, ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen und Gott zu gefallen. Aber – und da wird es dann gefährlich – wenn ich nur noch äußere Übungen mache und darauf achte, dass andere mich dabei sehen, dann ist alles Tun hohl und ohne innere Beteiligung. Für heute formuliert: Wenn ich nur noch zur Kirche gehe, damit andere mich sehen, wenn ich ständig von Barmherzigkeit spreche, selbst aber nicht barmherzig bin, dann ist das Heuchelei. Ich verspiele meine Glaubwürdigkeit als Christ.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Jesus formuliert am Ende des Schrifttextes ein klares Kriterium, an dem ich mich als Christ messen lassen muss: Wie sehr stelle ich mich mit dem, was ich denke, sage und tue in den Dienst der Menschen meiner Umgebung? Wie gut gelingt es mir, meinen Glauben zu leben und dabei die Nöte und Fragen der Menschen im Blick zu behalten? Wo und wann bin ich im guten Sinne Diener oder Dienerin und ermögliche mehr Leben?

Die klare Botschaft des Sonntagstextes: Ich kann Gott nicht gefallen mit frommen Übungen an der Not der Menschen vorbei.

 Christian Adolf