Steuern an den Kaiser?

Bibelfenster zum 21. Oktober 2011:

Damals kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

 Einheitsübersetzung, Matthäus 22, 15-21

Jesus hatte Humor. Das beweist diese Begegnung zwischen ihm und den Anhängern der Pharisäer und des Herodes. Man hört sie geradezu zischeln und raunen vor Wonne, dass sie den verhassten Prediger endlich mit einer raffinierten Fangfrage fertig machen können. Wobei die Pharisäer selbst, d. h. die hochgeschätzten Theologen und Frommen, gar nicht wagten, sich ihm persönlich zu stellen. Sie schickten vorsichtshalber ihre Schüler.

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Worum geht’s? Ums liebe Geld in Form der damals wie heute ungeliebten Steuern. Besonders diese römische Kopfsteuer, die an die Besatzungsmacht ging, war dem jüdischen Volk verhasst. Würde Jesus sie nun als erlaubt erklären, hätte er das Volk gegen sich, würde er die Berechtigung der Steuer ablehnen, säße er vermutlich in kürzester Zeit als Aufrührer gegen die Staatsmacht im Gefängnis.

Nichts dergleichen geschieht, sondern Jesus reagiert genau in der Haltung, die seine Gegner eingangs scheinbar an ihm gerühmt haben: Er sagt die Wahrheit, klug und weise. Die Steuermünze trägt Bild und Namenszug des römischen Kaisers. Also muss sie ihm in der augenblicklichen politischen Situation gezahlt werden. Damit hat Jesus die Gegner mundtot gemacht und die Lacher auf seiner Seite.
Aber dabei bleibt er nicht stehen. Er fasst sie Antwort entschieden weiter, als die Frage gestellt war. Dem politischen Recht muss man sich fügen. Wesentlich ist für den gläubigen Juden aber der Anspruch Gottes, seine Königsherrschaft, die Jesus unermüdlich verkündet. Wer Gott gibt, was Gott gehört, der kann auch unter der Fremdherrschaft seine Welt gestalten in Gerechtigkeit und Liebe gemäß den Geboten Gottes. Darin haben Hass und Heimtücke keinen Platz.

Ruth Kreutzberg