Flüchtige Durchblicke
Bbelfenster zum 28. Februar 2016
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.
Einheitsübersetzung, Lukas 9,28b-36
Es gibt ein interessantes Phänomen, das uns die Atmosphäre beschert. Bei der Wettervorhersage sprechen die Meteorologen gelegentlich von Aufklärung, von Aufheiterungen. So wird ein mehr oder minder bewegtes Wolkenbild bezeichnet, das sporadisch aufreißt und dem Menschen einzelne, flüchtige Durchblicke ins Freie, in die obere Welt des azurblauen Himmels gewährt, oder, von oben formuliert: der Sonne Gelegenheit gibt, ihren Strahlenglanz hier und dort in die ansonsten verschattete Unterwelt der Sterblichen herabzusenden.
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Die Kenntnis und Wirkung dieser meteorologischen Erscheinung mag eine Annäherung und Hilfe sein, den Vorgang und die Wirkung der Verklärung Christi auf dem Tabor zu ahnen. Das Ereignis auf dem Tabor heißt ja liturgisch: Verklärung Christi. In den dunklen Wolken, die den weiteren Weg Jesu überschatten, wird für einen Augenblick klar, wer Jesus ist und woher er kommt. Im Unterschied zur Wetter-Aufklärung bleibt zu bedenken: Verklärung ist noch einmal etwas anderes als Aufklärung. Verklärung ist mehr als Aufklärung. Oft wird das Wort „Verklärung“ eher negativ verwendet – etwa im Sinn von: „Der verklärt alles. Der kann die Wirklichkeit gar nicht aushalten, der muss sie immer verschönern, schön reden.“
Auf dem Tabor aber geschieht Verklärung in einem tieferen Sinn, der die Situation ernstnimmt. Gott zeigt seinen Sohn im Licht völliger Klarheit: als seinen Sohn, als seinen Erwählten. Diese Verklärung scheint in Jesus durch. Mit dieser Klarheit wird er seinen Weg durch die vor ihm liegenden Dunkelheiten weitergehen – bis zum nächsten Berg, zum Berg Golgatha.
P. Franz Richardt