Sie fährt uns in alle Glieder

Bibelfenster zum 7. Februar 2016

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Einheitsübersetzung, 1 Korinther 13,4-8.13

 

„Verliebt – verlobt – verheiratet“ – gerade ist die Hochzeitsmesse in der Osnabrücker Stadthalle zu Ende gegangen. Solche Events finden in vielen Städten statt, rund um „den schönsten Tag im Leben“ gibt es schließlich nicht nur eine Menge zu bedenken, sondern auch eine ganze Menge zu (ver)kaufen. Mit Liebe lässt sich viel Geld machen.
Dabei ist sie so anders, die Liebe: voller Geduld, unendlich freundlich, achtsam, nicht auf den eigenen Vorteil bedacht, uneigennützig und unbezahlbar. Immer wieder halte ich die Luft an, wenn ich dieses „Hohe Lied“ der Liebe lese. Und immer wieder staune ich, wie bekannt es doch ist: Viele von den Paaren, die unseren ökumenischen Stand auf der Hochzeitsmesse besuchen, freuen sich, wenn sie ausgerechnet diesen Text aus der Lostrommel für Trausprüche ziehen. „Die Liebe hört niemals auf“ – und ich sehe, wie sich ein Leuchten auf ihre Gesichter legt.

Das Bibelfenster

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Über nichts ist mehr nachgedacht, mehr geschrieben oder mehr gesungen worden als über die Liebe – und die Bibel ist da, Gott sei Dank, keine Ausnahme. Weil es doch die Liebe ist, die uns bis in die allerletzte Faser unseres Herzens und unserer Seele angeht. Vom Leib ganz zu schweigen: Sie fährt uns in alle Glieder, sie berührt jeden Zentimeter, nimmt uns mit Haut und Haar in Beschlag.
Gott scheint das gut zu wissen. Denn diese alten Verse stellen auf wunderbar poetische Weise klar, was uns in allem Kommerz, aller Vorläufigkeit und auch inmitten aller Religionsstreitigkeiten, die in diesen Tagen lauter werden, niemals verloren gehen darf: Liebe ist anders. Nicht käuflich, nicht vorläufig, nicht berechenbar. Und sie ist vor allem eines: das Wichtigste.

Martina Kreidler-Kos,
Frauenseelsorge/Ehe- und Familienpastoral