Wenn du wüsstest
Bibelfenster zum 1. April 2011:
Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! […] Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Einheitsübersetzung, Johannes 4, 6-10
„Wenn du wüsstest…“, das denke ich manchmal, wenn ich im Gespräch mit anderen über einen anderen Menschen bin, von dem ich aus persönlicher Begegnung Hintergründe kenne, die den anderen nicht bekannt sind, die ich aber wegen der zu wahrenden Vertraulichkeit nicht sagen darf.
„Wenn du wüsstest…“, dann würdest du anders urteilen oder gar nicht urteilen, dann hättest du mehr Verständnis für den anderen, weil du um seine verborgene Situation weißt. Wenn du wüsstest, wie sehr der andere vielleicht selber unter seinen eigenen Fehlern leidet, dann würdest du nicht so leichtfertig oder knallhart daherreden. Wer um Verborgenes im anderen weiß, ändert sich sein Urteil.
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„Wenn du wüsstest…“, genau das sagt Jesus der Samariterin am Brunnen. Er offenbart ihr im Laufe des weiteren Gespräches das Geheimnis seiner Person. Er weiht sie ein in sein verborgenes Wissen: „Ich bin das lebendige Wasser, das vom Himmel gekommen ist, ich bin der Messias“.
Jesus nimmt sie ins Vertrauen. Das verändert die Frau. Sie bekommt eine andere Sicht auf die Person, die vor ihr steht, eine andere Sicht auf ihre Mitbewohner/innen im Dorf und eine andere Sicht auf auf sich selbst.
P. Franz Richardt