Wir schaffen das
Bibelfenster zum Sonntagsevangelium
Bald danach machte sich Maria auf den Weg und eilte zu einer Stadt im Bergland von Judäa. Dort ging sie in das Haus von Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisabet ihren Gruß hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde sie vom Geist* Gottes erfüllt und rief laut: »Gesegnet bist du von Gott, auserwählt unter allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Wie komme ich zu der Ehre, dass die Mutter meines Herrn mich besucht? Ja, das bist du; denn in dem Augenblick, als dein Gruß an mein Ohr drang, machte das Kind einen Freudensprung in meinem Leib. Du darfst dich freuen, denn du hast geglaubt, dass sich erfüllen wird, was der Herr dir ankündigen ließ.wie man frohlockt an einem Festtag.
Bibel 2000, Lukas 1,39-45
„Wir schaffen das“, sagten Maria und Josef, als sie sich auf den Weg zu Verwandten über die Berge machten. Beschwerlich der Weg, doch erfreulich, was sie vorfanden und Maria zugesagt wurde.
„Wir schaffen das“, sagten sich Maria und Josef als sie in Bethlehem von Haus zu Haus zogen und immer wieder vor verschlossenen Türen standen. Und es drängte. Die Geburt ihres ersten Kindes stand bevor. Schließlich landeten sie in einem Stall. Da war es wenigstens trocken. Und warm. Ochs und Esel wärmten, so erzählt die Bibel.
„Wir schaffen das“, sagten die Weisen aus dem Morgenlande als sie einem Stern folgten mit unbekanntem Ziel. Sie suchten einen neuen König. Schließlich landeten sie bei Herodes, der nur noch Angst um seinen Posten hatte. Und fanden ein Kind in einem Stall. Armut pur.
„Wir schaffen das“, sagten Maria und Josef, als sie sich mit ihrem Kind auf die Flucht vor den Häschern des Königs Herodes nach Ägypten machten. Und sie erreichten nach geraumer Zeit wohlbehalten ihr Ziel und wurden offensichtlich auch aufgenommen.
Der Pfarrer und Maler Sieger Köder reduziert die sonst farbigen und reich gestalteten Krippenlandschaften in unseren Kirchen auf das Wesentliche: Vater, Mutter, das Kind und die Tiere. Aus Hasendraht geformt; mit Zeitungspapier ummantelt. Mit Tapetenkleister gefestigt: Seine Armenkrippe. Aktuell. Ich harre vor diesem Bild aus und das Heute kommt mir in den Sinn.
Das Bibelfenster
Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.
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„Wir schaffen das“ – so der Tenor der Gefühle angesichts der Flüchtlingsströme dieses Jahres in unser Land. Bei aller Skepsis überwiegt die Bereitschaft, die Gedanken, Herzen, Türen und Hände zu öffnen. Die Ankommenden sind arm und ortlos. Und wir werden durch sie noch lange nicht arm.
„Wir schaffen das“, sagten die Schwestern im Norden Albaniens als vor acht Jahren ein Vater seinen neugeborenen Jungen zu ihnen brachte. Schwer behindert. Die Ärzte hatten ihn zum Sterben schon in einen Nebenraum gelegt. Die Schwestern adoptierten ihn und nannten ihn Abraham.
„Wir schaffen das“, sagten die Schwestern erneut als ihnen im vergangenen Jahr ein Baby, schwerstbehindert, gebracht wurde. Sie nahmen ihn auf, den Antonio, den die Eltern nicht wollten und für den die Oma bis zuletzt auf Heilung hoffte.
Die Erfahrungen der Eltern Jesu wiederholen sich offensichtlich.
Mit dem erwachsenen Jesus ging die Geschichte gar nicht gut aus. Alle wunderbaren Zeichen dieses Jesus, alle neuen Geschichten von Gott begeisterten die Menschen über Jahre und ließ die Zahl der Anhänger wachsen. Bis ihn zuletzt einer verriet und alles zusammenbrach und viele ihn nicht mehr gekannt haben wollten.
Doch die Geschichte wandelte sich – wie so oft.
Die Hirten wurden für ihre Gastfreundschaft mit einer einzigartigen Begegnung belohnt: Sie empfingen als Erste die Botschaft vom Frieden und wurden zu ersten Betern an der Krippe. Die Weisen fanden nicht, wen sie suchten und waren dennoch ergriffen von diesem Kind in all seiner Anmut und Armut.
Der Gescheiterte am Kreuz wurde der Lebendige und zeigte allen im Scheitern seine Kraft: Gottes Kraft.
Sieger Köder hat das mit seiner Armenkrippe auf den Punkt gebracht; viele gehen achtlos an ihr vorbei und werden doch das Bild dieser Krippe nicht mehr los. Sie ist so ganz anders als das Gewohnte. Und das lässt einen nicht mehr los.
Bei allen Risiken, vor denen wir nicht die Augen verschließen sollten, bleibt: „Wir schaffen das“ im Angesicht von Krippe, Kreuz und dem Geschenk des immer wieder neuen Lebens: Weihnachten führt unweigerlich auf Ostern zu. Leben bleibt!
Darum ein Weihnachtsfest voller Leben! Wir schaffen das!
Klaus Warning, Pastor in Teilzeit