Würze des Lebens

Bibelfenster zum 14. Februar 2014:

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Einheitsübersetzung, Matthäus 5, 13-16

Salz – über Jahrtausende in tiefen Schichten der Erde gelagert – ist allemal älter als die Heilige Schrift. Dennoch trägt es heutzutage im Kaufhausregal ein Verfallsdatum: „31. August 2015“. Zusätze und der Kontrollwahn der Lebensmittelüberwachung machen es möglich. Der Verbraucher orientiert sich daran anstatt – wie Jesus – einfach die Frage nach dem Geschmack zu stellen. Wenn das Salz schal wird, so heißt es im Evangelium, dann taugt es zu nichts mehr.
Wozu taugt aber das Salz? Salz dient nicht nur als Würze, sondern seit Jahrtausenden – Verfallsdaten zum Trotz – auch als Konservierungsstoff! Salz macht nämlich Keime unschädlich. Beispiel Wasser: Journalisten vom Bayerischen Rundfunk haben vor einigen Jahren gemeinsam mit Lebensmittelchemikern der Münchner Universität zehn bayerische Weihwasser-Proben für die Sendung „Faszination Wissen“ untersuchen lassen. Testsieger war die Herrschinger St. Nikolaus-Kirche: Trinkwasserqualität. Alle anderen Proben waren verheerend. Ausgerechnet in einer bekannten Wallfahrtskirche war der Befund am schlimmsten: 100 Millionen Keime in nur einem Milliliter Weihwasser!

Das Bibelfenster

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Die Lebensmittelchemiker forderten seinerzeit tägliche Wasserwechsel oder – man höre und staune – die Beimengung von Salz. Absolut biblisch: Es gibt einen Text im Alten Testament, wo die Männer von Jericho zum Propheten Elischa sagen: Man kann in dieser Stadt gut wohnen, nur das Wasser ist ungesund, es gibt viele Fehlgeburten. Und dann wirft der Prophet mit den Worten, ich mache dieses Wasser gesund, es soll keinen Tod mehr verursachen, eine Schüssel Salz hinein… Aus dem Brunnen des Todes wird so Quellwasser des Lebens.

Salz hat also eine starke Wirkung: ein kleine Prise reicht, um das Essen schmackhaft zu machen und Salz konserviert, rettet, macht Krankes gesund – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Jedenfalls entfaltet es Wirkung, wo immer es zum Einsatz kommt.
Genau das haben die drei sprichwörtlich gewordenen Bilder des Evangeliums gemeinsam: Salz der Erde, Licht der Welt, Stadt auf dem Berg: sie wirken heilsam nach außen! Das Salz wird zur Würze für alles, in das es gegeben wird. Das Licht leuchtet allen im Haus. Und die Stadt auf dem Berg ist für alle sichtbar. Es gibt kein Christ sein im Verborgenen oder im Rückzug auf sich selbst. Christ sein ist vielmehr erkennbar in dieser Welt und es wirkt – wo immer es sich in Wort und Tat am Beispiel Jesu orientiert – heilsam in diese Welt hinein.

Diakon Gerrit Schulte