Wunden heilen

Bibelfenster zum 10. April 2014

Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr Lazarus bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!

Einheitsübersetzung, Johannes 11,33b-36

 

Lazarus ist in unsere Alltagssprache eingegangen. Er ist zum Synonym für alle Armen und Kranken geworden, die letztlich allein von Gott noch Hilfe erwarten. Aus dem Hebräischen übersetzt heißt Lazarus: Gott kommt zu Hilfe! Sein Name hat auch unseren Krankenhäusern einen Namen gegeben: wir sprechen vom Lazarett, vertraut ist uns das vor allem aus militärischen Zusammenhängen: Feldlazarett. Mit dem Namen Lazarus verbindet sich eine Tradition der Nächstenliebe, der Aussätzigen- und Krankenpflege, die bis in das vierte Jahrhundert zurückreicht.

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Lazarus begegnet zuerst im Lukasevangelium in einer Beispielerzählung, die wohl ägyptischen Ursprungs ist. Sie handelt vom armen und vom reichen Mann. Lazarus wünscht sich satt zu werden von den Brotkrumen, die vom Tisch des Reichen fallen. Die Hunde, die im Orient nicht wie bei uns als nette Haustiere gehalten wurden, sondern als unrein galten, streunen umher und lecken seine Wunden. Tiefer geht es nicht! Im Tod aber rettet Gott den Lazarus und verstößt den Reichen.
Im Johannesevangelium bildet die Auferweckung des verstorbenen Lazarus den Höhepunkt der zeichenhaften Handlungen Jesu. In der Folge heißt es über seine Gegner: Von diesem Tag an waren sie entschlossen Jesus zu töten.

Ob nun beide Geschichten vom gleichen Lazarus sprechen ist eine müßige Frage, denn beide Erzählungen sind keine historischen Berichte, sondern Lehrtexte der Urgemeinde. Sie laden ein zum Glauben, rufen zur Umkehr und zu einem neuen Handeln in Solidarität und Gerechtigkeit auf. Wesentlich ist beiden die innige Freundschaft Gottes zu den Armen und Marginaliserten. Beide eint ebenso die Liebe als rettende Kraft Gottes. Gleich dreimal betont Johannes, wie lieb Jesus den Freund Lazarus hatte.
Papst Franziskus hat das Bild vom Feldlazarett als Bild für die Kirche bezeichnet. Seine Aussage klingt wie eine Auslegung der Parabel vom armen Lazarus. Er sagt: „Ich sehe ganz klar, dass das, was die Kirche heute braucht, die Fähigkeit ist, die Wunden zu heilen und die Herzen der Menschen zu wärmen – Nähe und Verbundenheit. Ich sehe die Kirche wie ein Feldlazarett nach der Schlacht. Man muss einen schwer Verwundeten nicht nach Cholesterin oder nach hohem Zucker fragen. Man muss die Wunden heilen.“

Gerrit Schulte, Diözesan-Caritasverband Osnabrück