Zu zweit
Bibelfenster zum 12. Oktober 2012:
Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen. Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht.
Einheitsübersetzung, Genesis 2, 18-20
Szenen aus einem Fernsehbeitrag: Ein älterer, sehr eloquenter und vitaler Herr besucht seine Frau. Sie lebt in einem Heim, anfangs weil sie an Parkinson erkrankt ist. Später kam noch eine schwere Demenz dazu. Nun sieht man beide. Sie murmelnd und lallend, geistig weg getreten. Er füttert sie, geht mit ihr spazieren und erzählt: Früher hätte für ihn nur die Sachebene existiert. Jetzt könne er mit seiner Frau nur noch auf der Gefühlsebene und durch Berührungen kommunizieren. Die Partnerschaft habe sich verändert, sagt er. Das Wort stößt auf: Partner. Die beiden können sich nicht mehr auf Augenhöhe austauschen, ungleicher könnte man sich zwei alte Menschen nicht vorstellen.
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Und doch sagt der alte Herr „Partner“. Er pflegt seine Frau, ist aber nicht ihr Pfleger geworden, er spricht sie mit therapeutischen Methoden an, ist aber nicht ihr Therapeut geworden. Er definiert sich als Partner und sie als seine Partnerin. Er erkennt in seiner Frau immer noch diejenige, mit der er durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen ist und sein Leben geteilt hat. Die Krankheit seiner Frau ist eine Etappe auf dem gemeinsamen Weg, das Vergangene ist nicht ausgelöscht.
Mir kommt das Bild eines anderen alten Paares in den Sinn: der eine Partner ist merklich schwächer und auf den anderen angewiesen. Immer wieder während des Tages nehmen sie sich kurz in den Arm, blicken sich voller Zuneigung an. Die gemeinsamen Tage sind gezählt. Sie sind froh, einander noch zu haben und sich stützen zu können; sie zeigen es sich in zärtlichen Gesten.
Das Miteinander dieser, ihre letzten Zeit miteinander verbringenden, Paare spricht mir davon, wie gut es ist, wenn der Mensch nicht allein bleibt, sondern eine Hilfe hat, die ihm entspricht. In ihrem „zu zweit“ gelebten Leben wird darüberhinaus auch die Quintessenz unseres Gottesglaubens deutlich:
Ich bin verwiesen auf ein Du!
Ina Eggemann