Die Bischöfliche Kommission „Mission-Entwicklung-Frieden“ im Bistum Osnabrück unterstützt die Entscheidung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, die Partei AfD zu keiner Veranstaltung des Katholikentages in Leipzig einzuladen. Sie sieht darin ein wichtiges Signal der Abgrenzung gegenüber einer Partei, „die rechtspopulistisches Gedankengut verbreitet und Entdifferenzierung betreibt“.
In einer Stellungnahme der Bischöflichen Kommission heißt es: "Auf ihrem gerade beendeten Parteitag in Stuttgart hat sich die Partei ein Programm mit einer diffusen Programmatik gegeben. Den Klimawandel gibt es nicht, Kernkraftwerke sollen länger laufen, ein Austritt aus der EU soll zur Volksabstimmung gestellt werden. Obwohl die AfD sich häufig auf die christlich-abendländische Kultur beruft, fehlen wichtige Stichworte im Programm gänzlich: Das christliche Menschenbild, die christliche Nächstenliebe, Empathie, Toleranz. Die Grundaussage lautet: Abgrenzung. Als Protestpartei eint die Partei der Glaube, dass etwas grundsätzlich schief läuft im Land.
Im Grunde hat die AfD nur ein einziges Thema, das ihr Zuspruch verschafft und das alle rechtspopulistischen Parteien in Europa am Leben hält: Ihre Wähler wollen, dass nicht mehr Einwanderer ins Land kommen, besonders keine muslimischen. Und die Millionen Einwanderer, die schon im Land sind, sollen entweder wieder weg oder durch sprachliche und kulturelle Angleichung so deutsch werden, dass sie von Einheimischen kaum zu unterscheiden sind.
Die Partei äußert sich häufig menschen- und islamfeindlich. Sie setzt Islam und Islamismus gleich und lehnt eine öffentliche Religionsausübung der Muslime ab. Der Kölner Kardinal Woelki kritisiert in diesem Zusammenhang zu Recht: ‚Wer Muslime verunglimpft, der sollte sich klar machen, dass Gebetshäuser und Moscheen hier genauso durch das Grundgesetz geschützt sind wie unsere Kirchen und Kapellen.‘
Vor diesem Hintergrund unterstützt die Bischöfliche Kommission die Position des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, AfD-Vertreter von allen Podien des Katholikentages auszuschließen. Sternberg dazu wörtlich in einem Interview: ‚Mit den Positionen muss man sich auseinandersetzen, mit den Menschen muss man sich auseinandersetzen, aber die Partei muss man nicht nobilitieren und durch die Beteiligung an Podien populär machen.'(domradio 23.02.2016)
Die Bischöfliche Kommission betont, dass Fragen und Ängste der Menschen angesichts der Flüchtlingskrise angehört werden müssen, ohne jedoch einfachen Parolen und Rattenfängereien nachzulaufen. ‚Euer Herz lasse sich nicht verwirren‘ (Joh 14,1) – mahnt Jesus seine Jüngerinnen und Jünger. Deshalb besteht eine Verpflichtung zu differenziertem Denken, auch wenn es anstrengend ist. Aufgabe der Kirche ist es, Grundorientierungen als Leitlinie ins Gewissen zu rufen: dabei gibt es keine Kompromisse, wenn es um Menschenrechte und Menschenwürde geht."
Osnabrück, 23.5.2016