Bischof Bode als … Seelsorger
Daniela Engelhard, Leiterin des Forums am Dom und frühere Leiterin der Abteilung Seelsorge, beschreibt ihre Erfahrung mit Bischof Bode als Seelsorger – und sie beginnt bei den Streaming-Gottesdiensten während der Pandemie:
Ein menschenleerer Dom, die Türen geschlossen, im Altarraum drei Personen, die den Gottesdienst gestalten und dazu der Organist auf der Empore. Bischof Bode tritt vor die Kamera und begrüßt mit gebrochener Stimme die Menschen, die an ihren Bildschirmen die Messe mitfeiern. Er setzt ein Zeichen der Verbundenheit inmitten einer Zeit voller Ratlosigkeit und Sorge. Eine digitale Gemeinde wächst und feiert bis heute die gestreamten Gottesdienste mit. Als Lektorin war ich bei vielen der einsamen Gottesdienste während der Pandemie dabei und ich werde sie nicht vergessen. Bischof Bode erlebte ich dabei als Seelsorger für sein Bistum. Fast jede Woche ist er da, versucht Worte zu finden für das, was sprachlos macht, bittet um Gottes Beistand, spricht Trost und Segen zu. Und das gehört zu seinen großen Stärken: auch in existenziell schwierigen Situationen Menschen nahe zu sein, dem Schmerz und der Trauer Ausdruck zu verleihen mit spontanen Worten, um die er selbst ringt, ohne Manuskript, ohne den Halt der professionellen bischöflichen Rolle. Ein Mensch mit den Menschen.
Verwundert es da, dass Bischof Bode die Seelsorge immer ein Herzensanliegen war? Seelsorgende mit offenen Ohren und weitem Herz waren ihm während seiner langen Amtszeit stets wichtig. In Begegnungen mit haupt- und ehrenamtlich Engagierten hat er das vielfach deutlich gemacht.
Wie passend ist der Titel einer der jüngsten Veröffentlichungen der Deutschen Bischofskonferenz: „In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“. Als langjähriger Vorsitzender der Pastoralkommission hat Bode diese richtungsweisende Publikation mit auf den Weg gebracht. Seelsorge wird darin umfassend verstanden. Sie bezieht sich nicht auf einen Teil des Menschen, sondern die ganze Person und kann auf vielfältige Weise geschehen: in der Beratung, im solidarischen Handeln, in der Verkündigung, im Gottesdienst, in der Caritas und in vielem mehr.
Ob in der Arbeit bischöflicher Kommissionen oder als Diözesanbischof vor Ort – Franz-Josef Bode blieb immer auf dem Boden der Realität, weil er ein gesundes Gespür für menschliche Lebenssituationen hat. Das erlebten wir zum Beispiel in seiner Offenheit und Wertschätzung gegenüber Beziehungsformen, die nicht dem klassischen katholischen Ideal entsprechen. Oder in seiner Entschiedenheit, neue Leitungsmodelle anzuwenden wie etwa durch den Einsatz von pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Pfarrbeauftragte. Pastorale Konzepte, die vor 20 Jahren auch bei ihm noch Sorgen und Vorbehalte auslösten, sind heute eine bewährte Praxis. Das zeigt Bodes Beweglichkeit und Lernbereitschaft sowie seine Fähigkeit, nach vorne zu denken und die Fenster für den „wind of change“ zu öffnen.
Sein Mut zum Wandel mündete schließlich in sein vielfältiges Engagement für den Synodalen Weg. Was wäre der Synodale Weg ohne seinen unermüdlichen Einsatz? Alle Beschlussvorlagen für notwendige kirchliche Reformen konnten auf seine Stimme und seinen Rückhalt zählen.
28 Jahre Bischof von Osnabrück – das war eine Zeit reicher Aussaat, für die wir von Herzen DANKE sagen! Möge nun für Franz-Josef Bode persönlich eine Zeit der Ernte anbrechen. Viele schmackhafte und farbenfrohe Früchte wünschen wir ihm. Und möge er nun auf neue, andere Weise Zeit und Kraft haben für das, wofür sein Herz schlägt.