Bischof Franz-Josef Bode zur geplanten Einführung einer „Ehe für alle“
„Die bevorstehende Entscheidung des Bundestages, eine so genannte ‚Ehe für alle‘ einzuführen, kommt für mich zu kurzfristig und überstürzt. Ich hätte mir eine intensivere und breitere Auseinandersetzung im Bundestag und in der Gesellschaft gewünscht, zumal es ja jeder/jede im Gewissen abwägen soll. Immerhin wird durch diese Gleichstellung der Begriff der Ehe, der verfassungsrechtlich besonderen Schutz genießt, vom Staat neu definiert. Nach unserem kirchlichen Verständnis ist die Ehe eine Gemeinschaft aus Mann und Frau, aus der auch Kinder hervorgehen können. Diese verlässliche Paarbeziehung ist für die Kinder ein wertvoller Raum der eigenen Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Deshalb hat das Zerbrechen dieses Raumes oft schwere Folgen für die Kinder. Zudem ist die Ehe für die Katholische Kirche ein Sakrament und damit ein besonderes Zeichen der Gemeinschaft Gottes mit den Menschen. Eine völlige begriffliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe ist meines Erachtens unangemessen, da verschiedene Lebensformen auch verschieden benannt werden sollten.
Eine möglichst weitgehende rechtliche Angleichung halte ich jedoch für sinnvoll, zumal in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften viele Werte gelebt werden, die in heterosexuellen Partnerschaften von hoher Bedeutung sind, etwa Liebe, gegenseitige Fürsorge und Unterstützung. Homosexuelle Menschen sind in der Vergangenheit vielfach diskriminiert, verfolgt und benachteiligt worden, was leider in vielen Teilen der Welt immer noch der Fall ist. Ihnen gebührt jedoch Wertschätzung und Respekt, auch von Seiten der Kirche. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe der Kirche, auch homosexuelle Partnerschaften geistlich zu begleiten. Wie weit es dafür auch gottesdienstliche Formen, wie etwa eine Segnung, geben kann, muss weiter diskutiert werden.“