Bistum Osnabrück gibt Missbrauch durch Priester bekannt

Ein inzwischen im Ruhestand lebender Priester des Bistums Osnabrück hat in der Gemeinde Merzen im Landkreis Osnabrück in seiner aktiven Zeit als Pfarrer mehrere Kinder missbraucht. Das hat das Bistum Osnabrück in einem Brief von Bischof Franz-Josef Bode bekannt gegeben, der an diesem Wochenende (15./16. Dezember) vor Ort in den Gottesdiensten verlesen wird. Demnach haben die Übergriffe in den 1980-er und 1990-er Jahren stattgefunden.

Kontakt für Betroffene

Hier finden Sie die Kontaktdaten der unabhängigen Ansprechpersonen für Betroffene von sexueller und spiritueller Gewalt im Bistum Osnabrück.

Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder Gerüchte gegeben habe, hätten sich vor einem Jahr erstmals Zeugen mit konkreten Vorwürfen gegen Pfarrer Hermann H. bei ihm gemeldet, heißt es in dem Brief des Bischofs. Daraufhin habe er mit ihnen intensive Gespräch geführt, die u.a. von den unabhängigen Ansprechpersonen für sexuellen Missbrauch im Bistum fortgeführt wurden. „Alle Beschuldigungen wurden umgehend der Staatsanwaltschaft zugeleitet“, schreibt Bode. Diese habe zwar die Strafbarkeit der geschilderten Vorgänge festgestellt, aber aufgrund von Verjährung keine Ermittlungen aufgenommen.

Zeitgleich wurden die Unterlagen mit den Vorwürfen gegen den inzwischen 85-jährigen Priester vom Bistum an die Glaubenskongregation nach Rom gegeben. Auch dort wurde die Schuld des Priesters festgestellt, zumal er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe inzwischen eingeräumt hatte. Wegen seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit wurde aber von einem Verfahren vor einem kirchlichen Gericht abgesehen. Von Bischof Bode wurden dem Priester aber mehrere Sanktionen auferlegt: Beispielsweise sind ihm alle öffentlichen Auftritte und liturgischen Handlungen untersagt, er darf seine frühere Pfarrei in Merzen nicht aufsuchen und er wird dort auch nicht kirchlich bestattet werden.

Laut Bode stehen Vertreter des Bistums mit den Opfern von Pfarrer H. weiter in Kontakt. Den Opfern sei es wichtig, dass über die damaligen Vorfälle in Merzen offen gesprochen werde. Bode rief eventuell weitere betroffene Personen dazu auf, sich mit den Ansprechpersonen des Bistums für sexuellen Missbrauch in Verbindung zu setzen. Die Kirche habe auf dem weiten Feld des sexuellen Missbrauchs durch Priester, Diakone und Ordensangehörige schwere Fehler gemacht und sei schuldig geworden, betont Bode in seinem Brief an die Gemeinde. „Im Bistum Osnabrück muss ich als Bischof für diese Schuld einstehen. Das habe ich im Jahr 2010 schon öffentlich getan, das tue ich auch jetzt.“

Der beschuldigte Priester war von 1976 bis 1997 Pfarrer in Merzen und war davor nach seiner Priesterweihe in drei emsländischen Gemeinden eingesetzt: von 1966 bis 1969 in Dalum, von 1969 bis 1972 in Rhede und von 1972 bis 1976 in Twist. Seit 1997 ist er im Ruhestand und lebt inzwischen in einem Altenheim.

 

Der Brief des Bischofs an die Gemeinde in Merzen kann hier heruntergeladen werden. Der Brief wurde/wird im Anschluss an den Gottesdienst um 17 Uhr am heutigen Samstag (15.12.) und im Anschluss an den Gottesdienst am Sonntag, der um 10 Uhr beginnt, vom Personalreferenten des Bistums, Domkapitular Ulrich Beckwermert, verlesen.

Am Sonntag (16.12.) haben die Gemeindemitglieder die Möglichkeit, sich im Anschluss an den Gottesdienst um 11.15 Uhr im Pfarrheim (Westerholter Str. 6, 49586 Merzen) näher zu informieren. Als Gesprächspartner stehen der Personalreferent des Bistums, Domkapitular Ulrich Beckwermert, der Justiziar, Ludger Wiemker, und die Leiterin des Bereichs Gemeindeentwicklung/Gremienarbeit im Bischöflichen Generalvikariat, Nicole Muke, zur Verfügung.