Blühen in Verbundenheit
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Johannes 15,1-8
Das aufbrechende Frühlingsgrün an den Bäumen überrascht jedes Jahr neu und erhebt Herz und Sinn von uns Menschen. Es wird immer wieder wie ein Wunder erlebt, wenn aus den winterlich toten Bäumen im Frühjahr relativ schnell eine verwandelte grüne Welt entsteht. Aus den Tiefen der Wurzeln und dem Inneren der Bäume treiben die Knospen und Blätter und später die Früchte hervor. Nur wenn ein Ast mit dem Stamm des Baumes verbunden ist, geschieht dieses Wunder der Verwandlung.
Im Evangelium des 5. Ostersonntags nimmt Jesus als Beispiel für diese Naturerfahrung und innere Verbundenheit den Weinstock, ein in seinem Land damals sehr bekanntes Gewächs. In der Übertragung dieser Bildwirklichkeit sieht sich Jesus als der Weinstock und die, die ihm nachfolgen, als Reben am Weinstock, an denen schließlich die Früchte wachsen. Dieses Wachstum ist aber nur möglich, wenn die Reben am Weinstock bleiben. In der Naturwirklichkeit ist das total plausibel. Darum liegt im Vergleich ebenfalls eine überzeugende Plausibilität: „Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. “
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So schön, wie es in der Natur von allein geht, so leicht geht es leider in der Übertragung nicht. In der Liebe Jesu zu bleiben, das verlangt schon eine Portion guten Willens. Die Verbundenheit mit Jesus zu leben mag heißen, im Gebet, im Nachdenken über seine Worte, im Tun dessen, was uns im Gebet und Nachdenken aufgegangen ist, zu bleiben – das alles in der Gewissheit, dass Jesus auf jeden Fall von seiner Seite aus mit uns in Verbindung bleiben will.
P. Franz Richardt